Viele beliebte Markensneaker haben mindestens eine oder mehrere Schwachstellen. Bei den meisten der 14 vom K-Tipp geprüften Modelle ging entweder das Fersenfutter kaputt, oder die Sohlen nutzten sich rasch ab. Das ist schlecht für die Kunden – aber auch für die Umwelt, weil die Schuhe dann häufig im Abfall landen.
Im Robustheitstest von K-Tipp und «Kassensturz» schafften nur zwei Schuhe eine sehr gute Note: Die Modelle «Suede Classic» von Puma und «Stan Smith» von Adidas überstanden alle Prüfungen ohne grosse Schäden. Zudem zeigten sie wenig Abnutzungsspuren, nachdem sie auf mehreren Prüfständen tausendfach gescheuert, geschliffen und gebogen worden waren.
Beim Puma-Sneaker etwa war das Fersenfutter nach dem Scheuertest nur leicht verändert, und die Sohle zeigte kaum Risse. Zum Vergleich: Die Sohlen des «Nebula» von Geox sahen nach den Tests klar schlechter aus. Beim Biegen löste sich ein Sohlenteil, zudem entstand ein Riss von über 2 Zentimeter. Schwache Sohlen hatten auch die Schuhe von New Balance und Nike.
Teure Schuhe von On und Boss nur mässig
Für die Modelle «The Roger Advantage» von On und «Blake Tenn» von Boss griff die Testredaktion tief in die Tasche: Ein Paar kostete 190 beziehungsweise 229 Franken. Der Test zeigt:
Für dieses Geld wählt man zwar bekannte Marken, aber keine besonders robusten Schuhe. Insgesamt schnitten die beiden Sneaker nur knapp genügend ab.
Im Vergleich dazu waren die Schuhe der Dosenbach-Marke Victory bereits für 30 Franken zu haben – und erwiesen sich in den Tests als deutlich robuster. Bei den Schuhen von On und Boss war das Futter an der Ferse nach den Scheuerprüfungen verschlissen.
On-Käufer beklagten schlechte Qualität
Die im Test festgestellten Mängel bei den On-Schuhen überraschen nicht: Der K-Tipp berichtete Ende Januar, dass sich mehrere Käufer von On-Modellen über die schlechte Qualität ihrer Schuhe beschwert hatten (K-Tipp 2/2024). Aus diesem Grund verbannte der Outdoorhändler Transa On-Schuhe aus seinen Läden.
Die Victory-Schuhe verfügten an der Ferse zwar nicht über das stabilste Material. Doch der Stoff war nach dem Test auf dem Prüfstand lediglich angescheuert und nicht kaputt.
Am schlechtesten überstand das Gewebe der Sneaker «Converse All Star» die Prüfungen. Das Fersenfutter ging bereits nach der Hälfte des Scheuertests kaputt.
Das Testlabor untersuchte die Schuhe auch auf heikle Rückstände im Material. Erfreuliches Ergebnis: Bei der Herstellung von Kunststoffen, Gummi und Leder kommen zwar viele Chemikalien zum Einsatz –trotzdem bleibt davon in den Schuhen kaum mehr etwas übrig. Kritische Stoffe wie zum Beispiel hautreizendes Chrom VI oder For-maldehyd wurden in keinem einzigen Schuh festgestellt.
In den Sneakern von Veja und Geox fand das Testlabor aber Bisphenol S. Dieser Stoff kann das Hormonsystem von Mensch und Tier stören. Laut dem deutschen Bundesamt für Risi-kobewertung gelangt Bisphenol S möglicherweise als Verunreinigung in das Leder, wenn chromfrei gegerbtes Leder mit Syntanen hergestellt wird. Diese Stoffe verwendet man in der Gerberei als Hilfsmittel, um die Farbe im Leder zu fixieren.
Einige Hersteller wollen nachbessern
So kommentieren die Hersteller der Schuhe die Testergebnisse: Decathlon verspricht, man werde beim geprüften Modell die Scheuerbeständigkeit des Fersenfutters überprüfen und die Stelle allenfalls verstärken. Die Firma On gibt an, man habe die im Test festgestellte Schwachstelle an der Ferse bereits behoben. Laut On handelt es sich beim getesteten «Roger Advantage» um eine ältere Version, die vor kurzem durch eine neue Modellgeneration mit verbessertem Fersenfutter ersetzt worden sei.
Geox verteidigt sein Modell «Nebula». Seit 2017 seien zwei Millionen Paare produziert worden. Bei der Robustheit der Sohle seien bisher keine Probleme bekannt. Dennoch verspricht Geox, seine Sneaker zu verbessern. Der Vertreiber der New-Balance-Schuhe in der Schweiz teilt mit, bisher habe es wegen mangelnder Robustheit keine Retouren gegeben.
So hat der K-Tipp getestet
Das Schuhlabor PFI Deutschland untersuchte im Auftrag des K-Tipp und der TV-Sendung «Kassensturz» 14 Sneaker. Alle getesteten Schuhe sind sowohl für Männer als auch für Frauen erhältlich. Geprüft wurden Herrenschuhe der Grösse 42. Die Testkriterien im Überblick.
- Robustheit Sohle: Eine Schuhsohle wird beim Gehen tausendfach gebogen. Die Gummimischung muss so beschaffen sein, dass die Sohle auch bei langer Nutzung nicht bricht. Ob Risse beim Biegen in den Sneakersohlen entstehen, zeigte sich im Dauerbiegeverhalten. Nach Tausenden von Biegungen werteten die Experten Länge und Art der Risse aus. Risse, die länger als 6 Millimeter waren, oder Teile, die aus der Sohle brachen, führten zu einer ungenügenden Note. In einem weiteren Prüfstand wurden die Sohlen der Schuhe auf eine sich drehende Trommel mit Schmirgeloberfläche gedrückt. Je widerstandsfähiger die Sohle war, desto weniger Gummi wurde abgetragen. In einer speziellen Faltmaschine prüfte das Testlabor zudem, wie stabil die Beschichtung der verwendeten Obermaterialien war.
- Robustheit Fersenfutter: Der Stoff im Fersenbereich von Schuhen wird durch das ständige Hin-und-her-Rutschen des Fusses besonders stark belastet. Geht das Fersenfutter kaputt, muss man oft den ganzen Schuh wegwerfen. Mit einem Prüfgerät testete das Labor, wie beständig gegen Abrieb die vernähten Textilien im Fersenbereich waren. Zuerst wurden aus jedem Futter gleich grosse Stücke geschnitten. Diese Muster spannten die Laborexperten ins Prüfgerät. Dort wurden die Futtermuster an ein anderes Gewebe gedrückt und aneinander gerieben. Die Textilien mussten in trockenem Zustand 50'000 und in nassem Zustand 12'800 Scheuerbewegungen ohne Beschädigung überstehen.
- Heikle Rückstände aus der Schuhproduktion: Die Chemiker des Labors suchten in den Schuhen nach Schadstoffen. Sie fanden weder Rückstände von hautreizendem Formaldehyd noch solche von umweltschädlichen Chlorparaffinen oder giftigen zinnorganischen Verbindungen. Auch bei allergieauslösendem Chrom VI aus der Ledergerbung wurden die Experten nicht fündig.