Die Hersteller bewerben Gemüsechips als gesunde, fettarme Alternative zu klassischen Pommes-Chips. Gemüsechips bestehen häufig aus Hülsenfrüchten wie Linsen und Kichererbsen, aus Randen oder Rüebli.
Der K-Tipp liess in einem Labor Gemüsechips auf ihren Fettgehalt prüfen. Zudem suchten die Laborexperten nach Acrylamid, Pestiziden und Schimmelpilzgiften. Zum Vergleich wurden zusätzlich klassische Paprika-Kartoffelchips von Zweifel analysiert.
Ergebnis: Die meisten Gemüsechips im Test waren in der Tat weniger fettig als klassische Pommes-Chips. Das gilt vor allem für Produkte aus Bohnen, Linsen und Kichererbsen. Bei den fettärmsten Chips – Snack Day und Layenberger, beide bei Lidl eingekauft – ermittelte das Labor weniger als 15 Gramm Fett pro 100 Gramm Chips. Zum Vergleich: Die Pommes-Chips von Zweifel enthielten doppelt so viel Fett.
Den höchsten Fettgehalt hatten aber die «Veg crisps» von Tyrrells. Diese Chips bestehen in erster Linie aus Pastinaken, Rüebli und Randen. Wer davon 100 Gramm isst, nimmt nicht weniger als 35 Gramm Fett auf.
Der K-Tipp bewertete Fettgehalte über 25 Gramm als ungenügend, weil man so bereits mit einer Portion Chips fast die Hälfte der empfohlenen Höchstmenge an Fett pro Tag isst. Fachgremien wie die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit raten, pro Tag nicht mehr als 65 Gramm Fett zu konsumieren. Dieser Wert gilt für Erwachsene, die im Büro arbeiten und sich meist wenig bewegen.
Heikles Acrylamid in vielen Produkten
Deutlich weniger positiv fällt das Testergebnis beim Gehalt an Acrylamid und weiteren schädlichen Stoffen aus. Acrylamid entsteht beim Erhitzen von stärkehaltigen Lebensmitteln wie Kartoffeln. Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit erhöht Acrylamid das Risiko für Krebs und kann die DNA schädigen. Das Testlabor fand bloss in fünf Produkten kein Acrylamid: im Testsiegerprodukt «Eat Real Hummus Chips Tomato & Basil» aus Kichererbsen sowie in vier weiteren Packungen.
Für Gemüsechips gibt es zurzeit keinen Acrylamid-Grenzwert. Bei Pommes-Chips liegt der Grenzwert bei 750 Mikrogramm pro Kilo Chips. Bei crackerähnlichen Erzeugnissen sind es 300 Mikrogramm pro Kilo. Diesen Wert überschritten einzig die Gemüsechips von Tyrrells: Ein Kilo enthielt 1460 Mikrogramm Acrylamid. Tyrrells schnitt aufgrund seines vergleichsweise hohen Schadstoffgehaltes als einziges Produkt insgesamt schlecht ab.
Fünf Produkte enthielten Glyphosat
Neben Acrylamid fand das Labor in den Gemüsechips von Tyrrells zwei Pestizide, die für Wasserlebewesen giftig sind. Für Rückstände von umweltschädlichen Pestiziden wie Piperonylbutoxid, Boscalid und Clopyralid gab es im Test ebenfalls Notenabzüge.
Fünf Gemüsechips im Vergleich enthielten zudem Rückstände des Unkrautvernichters Glyphosat. In der Fachwelt ist umstritten, welche gesundheitlichen Folgen die Aufnahme von Glyphosat haben kann. Die Internationale Agentur für Krebsforschung stuft den Stoff als möglicherweise krebserregend und als schädlich für das Erbgut ein. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit beurteilt das Pestizid weniger kritisch. Die EU-Kommission verlängerte die Zulassung von Glyphosat vor kurzem um weitere zehn Jahre.
In ihren Stellungnahmen zu den Schadstoffrückständen weisen Tyrrells, Aldi, Lidl, die Migros und Zweifel darauf hin, dass alle Auflagen der Behörden eingehalten worden seien.
Intersnack, Hersteller der Marken Chio und Tyrrells, bezeichnet die gefundenen Pestizidrückstände als «äusserst gering». Man bemühe sich, den Acrylamidgehalt weiter zu reduzieren. Zweifel sieht in den Glyphosatrückständen in seinem Produkt «Vaya Bean Salt» ebenfalls kein Problem.
So hat der K-Tipp getestet
Der K-Tipp liess in einem spezialisierten Lebensmittellabor Gemüsechips prüfen. Die elf Produkte bestanden vorwiegend aus Hülsenfrüchten, Randen, Rüebli und Pastinaken. Zum Vergleich wurden zusätzlich klassische Paprika-Kartoffelchips von Zweifel geprüft. Im Labor massen die Experten mit speziellen Geräten den Fettgehalt der Produkte und suchten nach Acrylamid, Pestiziden und Schimmelpilzgiften.
Positiv: Die geprüften Gemüsechips enthielten keine oder nur geringe Spuren von Schimmelpilzgiften. Einige dieser Stoffe gelten als krebserregend und können das Erbgut schädigen.
Selbst gemachte Gemüsechips aus dem Backofen
Der Test des K-Tipp zeigt zwar, dass Gemüsechips aus dem Laden oft weniger fettig sind als klassische Chips aus Kartoffeln. Trotzdem enthalten Chips wegen ihres Gehalts an Kohlenhydraten viele Kalorien. Laut den Verbraucherzentralen Bayern und Nordrhein-Westfalen nimmt man mit 60 Gramm Kartoffelchips etwa 320 Kilokalorien auf. Die gleiche Menge Gemüsechips aus Hülsenfrüchten enthält 250 bis 290 Kilokalorien.
Die leichte Alternative sind Gemüsechips aus dem eigenen Backofen. Dafür eignen sich etwa Rüebli, Randen, Zucchini oder Süsskartoffeln – möglichst Bio-Produkte, da diese meist pestizidfrei sind. Die Zubereitung ist simpel: Das Gemüse waschen, schälen und in dünne Scheiben schneiden. Die Scheiben auf einem Backblech auslegen, mit wenig Pflanzenöl bestreichen und würzen.
Gemüsescheiben bei geöffneter Backofentür rund 30 Minuten knusprig backen. Die Backtemperatur sollte nicht mehr als 130 Grad Celsius betragen. Je schonender man die Chips backt, umso weniger ungesundes Acrylamid entsteht.