Die Lippenpomade «Cien Classic Care» von Lidl enthielt als einziges Produkt im Test des K-Tipp keine schädlichen Stoffe. Sie kostet nur 12 Rappen pro Gramm. Mit der Gesamtnote «sehr gut» ist damit das günstigste Produkt im Vergleich der Testsieger. In den neun anderen Stiften fand das Testlabor krebserregende Substanzen, allergieauslösende Duftstoffe und einen heiklen Pflanzenstoff.
Das Problem: Die Stoffe in den Lippenpomaden gelangen durch Haut und Mund in den Körper. Gemäss der EU-Kommission schlucken Benutzer von Lippenstiften pro Tag durchschnittlich 57 Milligramm des aufgetragenen Produkts – bei täglicher Verwendung also bis zu sieben Stifte pro Jahr.
Stift von Dr. Hauschka am Schluss der Tabelle
Die Lippenpomaden von Coop, Migros, Labello und Weleda waren genügend. Die naturzertifizierten Produkte von Alviana und Lavera schafften nur ungenügenden Noten. Am schlechtesten schnitt der teure Stift «Lippengold» von Dr. Hauschka ab.
Die Experten fanden in acht Lippenpomaden insgesamt zwölf problematische polyzyklische aromatische Kohlenwasserserstoffe (PAK). Frei davon waren einzig die Produkte von Lidl und Weleda. In den Lippenpomaden von M-Classic, Well Beauté, Coop Naturaline, Labello und Alviana wies das Labor Naphthalin nach. Dieser Stoff gilt als wahrscheinlich krebserzeugend. Das Lavera-Produkt enthielt fünf nachweislich krebsfördernde Verbindungen. PAK sind auch giftig für Gewässer.
Die Lippenpomaden von Coop Naturaline, Labello, Weleda und Dr. Hauschka enthielten auch stark allergene Duftstoffe, der Stift von Dr. Hauschka zudem Estragol. Gemäss EU ist der Duftstoff «krebsauslösend und erbgutverändernd». Drei nachgewiesene Duftstoffe werden von Kläranlagen nicht vollständig herausgefiltert. Sie belasten daher die Umwelt.
Vier Stifte enthielten geringe Mengen an Simmondsin. Die Substanz stammt aus Jojobasamen. Laut Weltgesundheitsorganisation ist sie «toxikologisch bedenklich». Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung rät von Lebensmittteln ab, die Simmondsin enthalten. Der Stoff fand sich in den Produkten von Coop Naturaline, Alviana, Dr. Hauschka und Weleda.
Die Hersteller schreiben, ihre Produkte würden die gesetzlichen Bestimmungen einhalten und seien für die Gesundheit sicher. Laut Dr. Hauschka stammen die allergenen Duftstoffe und Simmondsin aus natürlichen ätherischen Ölen. Coop schreibt dem K-Tipp: «Lippenstifte sind generell nicht zum Verzehr geeignet.»
So hat der K-Tipp getestet
Ein deutsches Labor prüfte zehn Lippenpomaden auf folgende Punkte:
- Allergene Duftstoffe: Sie können Kontaktekzeme, Bläschen und offene Wunden verursachen.
- PAK: Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe können Krankheiten wie Krebs erzeugen.
- Simmondsin: Stammt aus Jojobasamen und wirkte sich in Tierversuchen ungünstig auf die Blutbildung aus.
- Nicht entnehmbarer Teil: Das Labor drehte die Lippenpomaden bis zum Anschlag aus den Behältern und ermittelte so, wie viel Pomade nicht genutzt werden kann.