Elektro-Trottis, auch E-Scooter genannt, eignen sich gut für kurze Strecken, zum Beispiel für den Weg vom Bahnhof ins Büro. Benutzer können die Geräte zusammengefaltet kostenlos in den Zug mitnehmen. Elektrotrottinette sind allerdings nicht günstig: Die getesteten acht Modelle kosteten zwischen 350 und 700 Franken. Der K-Tipp liess die Scooter von Experten des Prüfinstituts Ipi in Stuttgart (D) untersuchen.
Resultat: Kein einziger Scooter erreichte eine gute Note. Zwar waren alle getesteten Geräte robust. Sie überstanden den 800-Kilometer-Dauertest ohne oder nur mit kleinen Mängeln. Bei den anderen Prüfpunkten haperte es aber zum Teil gewaltig. Jedes der getesteten Trottinette hatte mindestens einen Schwachpunkt.
Vier Scooter ungenügend
Insgesamt ungenügend waren die Modelle von Xiaomi, Ocean Drive, Micro und Gonser. Bei Xiaomi und Ocean Drive bemängelten die Experten die Fahrstabilität. Die Fahrt fühlte sich wacklig an und der Lenkereinschlag war zu klein. Beim kurvenreichen Slalomfahren kamen die Tester rasch an den Anschlag. Bei den Modellen «E-Scooter X4» von Merlin und «E-Scooter Pro» von Gonser waren die Bremsen ungenügend. Das Merlin-Trottinett rutschte weg, wenn man auf die Rückbremse trat. Beim Trottinett von Gonser war die Bremskraft zu schwach: «Eine Vollbremsung ist mit diesem Modell nicht möglich», stellten die Experten fest. Aufgrund der Mängel bei der Sicherheit schnitt der «E-Scooter Pro» im K-Tipp-Vergleich am schlechtesten ab.
Bei der Reichweite zu viel versprochen
Sehr gute Bremsen und einen guten Fahrkomfort zeigte hingegen das «E-Trottinett Street» der Landi. Dieses Modell hatte aber bei der Reichweite Mängel. Die Landi schreibt in der Gebrauchsanleitung zum Scooter, dass der Akku für mehr als 20 Kilometer reiche. Tatsache ist: Eine Akkuladung reichte im Test nur für eine Strecke von 13 Kilometern. Zum Vergleich: Im Durchschnitt erreichten die Produkte im Test eine Reichweite von 17 Kilometern. Gerade mit dem Landi-Modell möchte man nicht auf der Strasse stecken bleiben: Denn es war mit einem Gewicht von fast 20 Kilo das schwerste Trotti im Test. Das macht auch den Transport in der Bahn mühsam.
Eine unterdurchschnittliche Reichweite hatten auch die beiden Modelle von Vmax und Red Bull. Bei diesen Scootern reichte eine Akkuladung für 16 Kilometer – die Hersteller versprechen über 20 Kilometer.
Über eine gute Reichweite verfügte der E-Scooter «SO3 Gen 2» von So-flow. Mit diesem Gerät kann man ohne Aufladen bis zu 25 Kilometer weit fahren – das entspricht genau den Angaben des Herstellers. Das Soflow-Trottinett schwächelte allerdings am Berg: Bereits bei leichten Steigungen muss man mit dem Fuss nachhelfen, damit es vorwärtsgeht.
Gut zu wissen: Die Reichweite von E-Scootern hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel vom Gewicht des Fahrers, von der gefahrenen Strecke und vom Wetter. Bei tiefen Temperaturen etwa entlädt sich der Akku schneller.
Auch die Landi schreibt in ihrer Stellungnahme zum Test, dass die Reichweite eines E-Scooters stark von Streckenprofil, Geschwindigkeit und Aussentemperatur abhänge. Darauf verweisen die anderen Hersteller ebenfalls. Xiaomi gibt zudem an, dass sein Scooter «Mi Electric Scooter 1S» für kurze Strecken in der Stadt konzipiert sei. Für unebene Strecken oder starke Steigungen empfehle man ein anderes Produkt. Micro verweist darauf, dass die Hinterradbremse seines Trottis als Notbremse diene. Durch die Kombination mit den weiteren Bremsen sei die Sicherheit gewährleistet.
Übrigens: Für den Preis eines einzigen E-Scooters erhält man mehrere Alltagsvelos von empfehlenswerter Qualität. In einem Test des K-Tipp vor einem Jahr schnitt das «Trelago Simply» der Landi mit einer guten Note ab (K-Tipp 8/2022). Es kostete nur 199 Franken. Wer pendelt, kann am Bahnhof des Arbeitsorts ein Velo stationieren. In Kombination mit dem von der Zeitschrift «Saldo» empfohlenen Veloschloss «B’twin 900L» von Decathlon für 55 Franken kostet das immer noch fast 100 Franken weniger als das günstigste E-Trottinett im Test.
Miet-Trottis: Oft ein teures Vergnügen
Wer E-Trottinette ausleihen will, kann dies in mehreren Städten tun. Voraussetzung: Man hat die App des entsprechenden Vermieters auf dem eigenen Handy installiert. Miettrottis bieten laut den Experten vom Prüfinstitut Ipi meist einen besseren Fahrkomfort und bessere Bremsen als die Modelle im K-Tipp-Test.
Der K-Tipp hat im Jahr 2021 verschiedene Anbieter von Miettrottinetten (K-Tipp 8/2021) geprüft. In der Stichprobe schnitten die Geräte des Vermieters Voi am besten ab (Voiscooters.com). Sie boten gute Bremsen, gute Standsicherheit und waren einfach zu bedienen. Voi war ausserdem der günstigste Verleiher im Test – eine Ausleihe für eine halbe Stunde kostet Fr. 12.90. Das zeigt: Auf Dauer sind Miettrottis teure Transportmittel. Zum Vergleich: Zum Preis von Fr. 3.10 kann man in der Innenstadt von Zürich eine Stunde lang den öffentlichen Verkehr benutzen. Und ein Mietvelo von Publibike kostet für 30 Minuten Fr. 3.50.
So hat der K-Tipp getestet
Das Prüfinstitut Ipi in Stuttgart (D) testete für den K-Tipp acht E-Trottinette mit einer Akkukapazität zwischen 7 und 10 Amperestunden. Die Testkriterien im Detail.
- Sicherheit: Drei Experten bewerteten die Bremswirkung von Vorder- und Hinterradbremsen auf trockener und nasser Fahrbahn. Zudem überprüften sie die seitliche Griffigkeit der Räder sowie die Standsicherheit auf dem Trittbrett mit nassen Schuhsohlen. Sie massen, mit welcher Kraft an den Schuhen mit nassen Sohlen gezogen werden musste, bis sie vom Trittbrett rutschten.
- Reichweite: Jedes E-Trottinett wurde ohne Belastung der Räder auf einer Erhöhung positioniert, um einen Freilauf der Räder zu gewährleisten. Danach wurde der Fahrbetrieb aktiviert und auf höchster Geschwindigkeitsstufe ohne eingeschaltetes Licht betrieben, bis sich der Scooter selber ausschaltete. Die gemessene Laufzeit wurde dokumentiert und mit den Ergebnissen eines realen Tests verglichen. Dabei fuhr ein 75 Kilo schwerer Mann auf einer Teststrecke mit Steigungen und eingeschaltetem Licht so lange auf höchster Geschwindigkeitsstufe, bis der Akku leer war.
- Praxistest Fahrverhalten: Zwei Experten fuhren mit jedem Modell die gleiche Strecke zweimal. Dabei beurteilten sie das Fahrverhalten, das Lenkverhalten und die Federung.
- Robustheit: Alle Scooter wurden mit einem Gewicht von 80 Kilo beladen und danach 800 Kilometer über wechselnden Untergrund gezogen – bei einer Geschwindigkeit von 15 km/h. Nach dem Dauerlauf untersuchten die Experten die Scooter auf Beschädigungen oder losgelöste Teile. Ausserdem prüften sie die Lenkerenden mit einem Umfalltest.
So muss ein E-Trottinett ausgerüstet sein
Wer ein korrekt ausgerüstetes E-Trottinett besitzt, darf Strassen und Velowege benutzen. Das Fahren auf Trottoirs oder Fusswegen ist verboten. Ein E-Scooter darf mit einer Geschwindigkeit von höchstens 20 Kilometern pro Stunde fahren. Im K-Tipp-Test erreichte der «E-Scooter Pro» von Gonser 25 km/h. Wer mit diesem Trottinett auf der Strasse so schnell unterwegs ist, riskiert eine Busse.
Folgende Ausstattung schreibt das Strassenverkehrsgesetz für ein E-Trottinett vor:
- Glocke
- Vorder- und Hinterradbremse
- Fest montiertes Licht vorne und hinten
- Helm nicht obligatorisch