Rüebli sind das beliebteste Gemüse der Schweiz: Laut Zahlen des Bundesamtes für Statistik isst jeder Einwohner im Durchschnitt neun Kilo Rüebli pro Jahr. Ist das gesund? Der K-Tipp kaufte für eine Stichprobe in Läden in Bern, Lausanne, St. Gallen und Zürich 20 Packungen Rüebli ein. Ein auf Lebensmittel spezialisiertes deutsches Labor untersuchte die Produkte auf über 700 Pestizide und Schimmelpilze.
Ergebnis: Alle neun Bio-Rüebli waren einwandfrei. Dafür zahlt man pro Kilo teilweise mehr als 5 Franken. Es gibt aber auch gute Bio-Rüebli für weniger als 3 Franken pro Kilo. Bei Rüebli ohne Bio-Qualität für weniger als 2 Franken pro Kilo fand der K-Tipp unbelastete Produkte bei Aldi und bei Lidl.
Pestizidrückstände sind bei Rüebli aus konventioneller Landwirtschaft einiges wahrscheinlicher als bei Bio-Produkten. Nur sechs der elf Rüebli aus konventionellem Anbau enthielten keine chemischen Rückstände, darunter alle Produkte von Aldi.
Pilzvernichtungsmittel in zwei Produkten
Am Tabellenende landeten zwei Produkte aus der Ostschweiz. Die bei Lidl gekauften Terra Natura Karotten und die M-Budget-Rüebli der Migros enthielten im Vergleich am meisten Pestizide. Zudem fand das Labor Rückstände des Pilzvernichtungsmittels Fluopyram. Laut der Behörde für die Kontrolle von Pestiziden des US-Bundesstaates Maine enthält dieses Pestizid per- und polyfluorierte Alkyl-verbindungen (PFAS). Diese «Ewigkeitschemikalien» sind problematisch, da sie sich in der Umwelt kaum abbauen.
Fluopyram ist gemäss der US-Chemikaliendatenbank hochgiftig für Wasserlebewesen. Das österreichische Umweltbundesamt warnt, dass wegen der grossen Menge von kaum abbaubaren PFAS unumkehrbare Schäden an der Umwelt entstehen könnten.
Illegal ist der Einsatz von Fluopyram nicht: In der Schweiz sind 17 Mittel zugelassen, die diese Chemikalie enthalten. PFAS-Pestizide werden auch in EU-Ländern oft eingesetzt. Laut der Umweltschutzorganisation Global 2000 sind nicht weniger als 12 Prozent des EU-Gemüses damit belastet – bei Obst sind es sogar 20 Prozent.
Auch die Behörden wissen, dass PFAS ein grosses Problem sind. So wurden inzwischen für einige PFAS Höchstgehalte bei Eiern und Fleisch festgelegt. Und auch für Trinkwasser sollen ab dem Jahr 2026 strengere Grenzwerte gelten.
Trotzdem erhöht sich der Gehalt an PFAS in der Umwelt, wenn man sie als Pestizide verspritzt. Der Bundesrat hielt in der Antwort auf eine Anfrage des Zürcher Nationalrats Balthasar Glättli (Grüne) fest, dass in der Schweiz pro Jahr durchschnittlich 28 Tonnen PFAS-Pestizide verkauft werden. Dennoch will der Bundesrat diese Giftstoffe weiterhin zulassen.
Schälen beseitigt Pestizide nur zum Teil
Der K-Tipp liess im Test alle mit Pestiziden belasteten Rüebli schälen und anschliessend erneut analysieren. Resultat: In den meisten Produkten wiesen die Experten weniger Schadstoffe nach als bei Rüebli mit Schale. Zum Teil halbierten sich durch das Schälen die Gehalte – sie verschwanden jedoch selten vollständig. Bei einigen Stoffen bewirkte das Schälen wenig, etwa beim Pilzgift Fluxapyroxad.
Das zeigt: Wer bei Rüebli auf Nummer sicher gehen will, sollte beim Einkauf biologisch angebaute Rüebli wählen.
Rüebli hygienisch meist einwandfrei
Bei Rüebli kaum ein Problem sind Schimmelpilze. Einzig im M-Budget-Produkt fand das Labor einen erhöhten Gehalt. Ein akutes Risiko für die Gesundheit besteht dabei nicht, das Gemüse verdirbt aber schneller. Grenzwerte für Schimmelpilze in Rüebli gibt es nicht. Bei Mischsalaten liegt der Grenzwert der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie bei 10'000 koloniebildenden Einheiten pro Gramm. Das entspricht knapp einem Viertel des in den M-Budget-Rüebli gefundenen Gehaltes an Schimmelpilzen.
Die meisten in der Schweiz verkauften Rüebli stammen aus einheimischer Produktion. Laut dem Bundesamt für Statistik galt dies im Jahr 2023 für fast 90 Prozent aller Rüebli. Das bestätigte sich auch beim Einkauf der Testprodukte.
Diesbezüglich die Ausnahme sind die Mini-Rüebli, die bei Grossverteilern erhältlich sind. Alle drei Produkte im Test stammten vom gleichen Händler in Dänemark. Mit einem Preis von 7 bis fast 10 Franken pro Kilo waren die Mini-Rüebli deutlich teurer als alle anderen Produkte im Vergleich. Immerhin: Die dänischen Rüebli waren frei von Pestiziden und Schimmelpilzen.
Rüebli richtig lagern
Rüebli mögen es dunkel und kalt. Das Wurzelgemüse bleibt im Kühlschrank oder in einem kühlen Keller bis zu zehn Tage frisch. Am besten hält sich das Gemüse ohne sein grünes Kraut in einem Plastikbeutel mit Löchern – oder eingewickelt in ein feuchtes Tuch. Rüebli sollte man nicht zusammen mit nachreifendem Obst wie Äpfeln oder Birnen aufbewahren. Grund: Diese geben das Gas Ethylen ab. Rüebli können dann Bitterstoffe bilden.