Test: Pestizide und Mikroplastik in Mineralwasser
Der Westschweizer Sender RTS schickte zehn Mineralwasser ins Labor. Eine Henniez-Flasche enthielt Rückstände eines Unkrautvernichters und von Pilzgift. Drei Produkte waren zudem mit Mikroplastik oder PFAS verunreinigt.
Inhalt
- Mineralwasser ohne Schadstoffe
- So vermeidet man die Schadstoffe im Alltag
K-Tipp 11/2024
04.06.2024
Roger Müller
Natürliches Mineralwasser muss sich gemäss Gesetz unter anderem durch «ursprüngliche Reinheit» auszeichnen. Ein Fachlabor suchte im Auftrag der Konsumentensendungen «A Bon Entendeur» und «On en Parle» des Senders RTS in zehn Mineralwässern aus den Läden nach Mikroplastik, Rückständen von Pestiziden und PFAS. Letztere sind Chemikalien, die sich in der Umwelt nicht abbauen. Sie kommen etwa in Lebensmittelverpackungen und Imp...
Natürliches Mineralwasser muss sich gemäss Gesetz unter anderem durch «ursprüngliche Reinheit» auszeichnen. Ein Fachlabor suchte im Auftrag der Konsumentensendungen «A Bon Entendeur» und «On en Parle» des Senders RTS in zehn Mineralwässern aus den Läden nach Mikroplastik, Rückständen von Pestiziden und PFAS. Letztere sind Chemikalien, die sich in der Umwelt nicht abbauen. Sie kommen etwa in Lebensmittelverpackungen und Imprägniermitteln zum Einsatz. Das Labor wurde bei vier von zehn untersuchten Mineralwässern fündig:
- Henniez enthielt Rückstände von zwei Pestiziden, dem Unkrautvernichter Chloridazon und dem Pilzgift Chlorothalonil. Der Einsatz dieser Gifte ist in der Schweiz verboten. Die Europäische Lebensmittelbehörde geht davon aus, dass Chlorothalonil Krebs auslösen kann. Henniez-Abfüllerin Nestlé sagt, die gefundene Menge sei sehr klein. Man halte alle gesetzlichen Anforderungen an natürliches Mineralwasser ein. «Saldo» wies im Nestlé-Mineralwasser Vittel vor vier Jahren Pestizide in ähnlichen Mengen nach («Saldo» 6/2020).
- In zwei Mineralwässern fand das Labor Mikroplastik: San Pellegrino enthielt 0,7 Mikrogramm PET pro Liter, das Coop-Mineralwasser Swiss Alpina 0,3 Mikrogramm Polystyrol pro Liter. Dazu sagen Coop und Nestlé, die Besitzerin von San Pellegrino: Ihre eigenen Analysen hätten keine Belastung ergeben.
- Im Valser-Mineralwasser wurden pro Liter 3 Nanogramm des Schadstoffs Perfluorbutansäure nachgewiesen. Das ist eine Industriechemikalie. Valser schreibt dazu, dass der gefundene Wert deutlich unter der Sicherheitsschwelle für Trinkwasser liege. Valser sei ohne Risiko geniessbar.
Zwar verletzen die gemessenen Schadstoffmengen keine Schweizer Grenzwerte. Doch Konsumenten nehmen auch mit anderen Lebensmitteln Pestizide und Chemikalien auf. Das Risiko der kombinierten Rückstände im Körper ist noch kaum erforscht.
Sechs Mineralwasser der Stichprobe waren einwandfrei. Drei davon stammen aus der Schweiz: Cristallo, Rhäzünser und Aproz. Das Mineralwasser von Denner und die Lidl-Marke Saskia kommen aus Deutschland, und Evian wird in Frankreich abgefüllt.
Mineralwasser ohne Schadstoffe
- Saskia, mit Kohlensäure (Fr. –.30 pro 1,5 Liter, eingekauft bei Lidl)
- Denner, ohne Kohlensäure (Fr. –.30, Denner)
- Cristallo, mit Kohlensäure (Fr –.65, Aldi)
- Rhäzunser, mit Kohlensäure (Fr. –.70, Denner)
- Aproz Cristal, ohne Kohlensäure (Fr. 1.10, Migros)
- Evian, ohne Kohlensäure (Fr. 1.15, Migros)
So vermeidet man die Schadstoffe im Alltag
- PFAS: Die Chemikalien finden sich in vielen Alltagsprodukten, etwa in Kosmetika, Fast-Food-Verpackungen, Pfannen oder Outdoorkleidern. Manche Produkte werden mit dem Zusatz «PFAS-frei» beworben. Bei Kosmetika erkennt man PFAS auf der Zutatenliste an den Begriffen «Fluor» oder «PTFE». Wer mit dem Essen möglichst keine PFAS aufnehmen will, sollte Pommes frites, Würste oder Hamburger rasch aus der Verpackung nehmen und die Esswaren nicht verpackt erhitzen. Bei Funktionskleidern sind oft Imprägnierungen betroffen. Eine Liste mit PFAS-freien Kleidermarken ist zu finden auf Saldo.ch/pfas-frei.
- Pestizide: Der K-Tipp stellt bei Labortests von Lebensmitteln immer wieder Pestizidrückstände fest. Auch Bio-Produkte sind nicht immer frei davon. Sie sind aber in der Regel viel weniger belastet. Das belegen Labortests von Fertigsalaten (K-Tipp 10/2024), Asia-Gemüsemischungen (K-Tipp 3/2024) oder Honig («Gesundheitstipp» 2/2024). In einer Stichprobe vom letzten Dezember waren alle geprüften Bio-Äpfel pestizidfrei (K-Tipp 18/2023).
- Mikroplastik: Winzige Plastikteilchen gelangen etwa durch das Waschen von Kleidern oder durch Plastikabfall in die Umwelt. Untersuchungen zeigten, dass sich die Teilchen über das Essen auch im Körper ablagern, etwa in Darmwänden oder der Gebärmutterschleimhaut. Grundsätzlich ist es besser, Flüssigkeit nicht aus Plastikgefässen zu trinken, sondern aus Glasflaschen. Weiterer Tipp: Kochutensilien aus Holz oder Metall statt aus Plastik verwenden.