Stéphanie Hochstrasser ist Ernährungsberaterin und Leiterin des Informationsdienstes Nutrinfo. Im Auftrag der TV-Sendung «Kassensturz» hat sie exotische Lebensmittel, die als «Superfood» vermarktet werden, mit einheimischen Früchten und Gemüsen verglichen. Ihr Fazit: «Oft steckt hinter den Versprechen zu ‹Superfood› nicht mehr als Werbung.» Einige Beispiele:
Açaí-Beeren: Diese Beeren aus dem Amazonasgebiet sollen angeblich besonders viele gesunde Antioxidantien und Naturfasern enthalten. Weitere Vorteile: fettreich, proteinreich und sättigend.
Einheimische Alternativen: Laut Hochstrasser haben Açaí-Beeren «keine überdurchschnittlichen antioxidativen Fähigkeiten». Als viel günstigere Alternative schlägt sie Sanddorn «mit viel mehr Vitamin C» sowie Brombeeren «mit deutlich mehr Naturfasern» vor. Weitere Alternativen sind Schwarzer Holunder, Cassis und dunkle Kirschen.
Goji-Beeren: Sie sollen besonders viel Vitamin A, B, C und E enthalten. Tatsächlich weisen Goji-Beeren viel gesundes Betacarotin und Vitamin C auf. Doch Hochstrasser warnt: «Immer wieder werden bei Goji-Beeren Pestizidrückstände gefunden. Daher sind einheimische Beeren zu bevorzugen.»
Alternativen: Himbeeren enthalten mehr Nahrungsfasern. Bei getrockneten Aprikosen ist der Betacarotinwert doppelt so hoch wie bei Goji-Beeren.
Spirulina: Diese Alge aus Mexiko und Afrika soll angeblich die Immunabwehr stärken sowie Blutdruck und Cholesterinspiegel senken. Hochstrassers Urteil: «Von wissenschaftlichen Belegen dieser Wirkung und möglichen Heilsversprechen ist man noch weit entfernt. Viele einheimische Früchte können von der positiven Wirkung her Spirulina das Wasser reichen.»
Alternativen: Grünkohl, Spinat und Mangold.
Chia-Samen: Laut Werbung enthalten diese mexikanischen Samen besonders viele Naturfasern, gesunde Omega-3-Fettsäuren sowie Protein und Vitamin E.
Alternativen: Hochstrasser: «In Chia-Samen hats effektiv viele Nahrungsfasern und Omega-3-Fettsäuren. Man findet sie aber auch in fast gleicher Konzentration in Leinsamen aus europäischem oder Schweizer Anbau.» Leinsamen sind betreffend Vitamin E und Protein mit Chia-Samen gleichwertig.
Quinoa: Dieses Getreide aus Peru und Bolivien soll besonders hochwertige Fettsäuren, viele Proteine und alle wichtigen Aminosäuren enthalten. Zudem viel Kalzium, Magnesium und Eisen. Besonders betont wird von Herstellern und Verkäufern: Quinoa ist glutenfrei.
Alternativen: Glutenfrei sind auch einheimische Hirse, Buchweizen, Kartoffeln, Reis, Roggen und Mais.
Leinsamen kosten pro Kilo nur 7 Franken
«Superfood» ist meist überteuert und wird von der gesundheitlichen Wirkung her überschätzt. Darüber berichtete der K-Tipp schon vor gut einem Jahr (Ausgabe 9/2016). Er kam zum gleichen Schluss wie der «Kassensturz»: Lebensmittel wie Leinsamen, Dinkel und Johannisbeeren sind mindestens so gesund wie exotische Samen und Beeren – und erst noch um einiges günstiger.
Beispiel: Bei Coop und Migros kostet ein Kilogramm Chia-Samen zwischen 20 und 25 Franken. Für gleichwertige Leinsamen liegt der Kilopreis bei nur gerade rund 7 Franken.