Unterwäsche sollte keine Schadstoffe enthalten. Denn über den Schweiss können Chemikalien in den Körper gelangen. Eine Untersuchung von europäischen Konsumentenschutzorganisationen zeigt nun aber, dass Unterhosen oft mit Bisphenolen belastet sind.
Rückstände von Bisphenolen stören das Hormonsystem und können sich bei Heranwachsenden negativ auswirken. Birgit Schiller von der österreichischen Konsumentenschutzorganisation VKI spricht von einer «schleichenden Gefahr».
Da man die Unterwäsche ständig trägt, würden sich die Effekte aus kleinen Mengen Bisphenolen summieren. Das könne beispielsweise zu verminderter Fruchtbarkeit führen. Die Stoffe sind zudem eine Gefahr für Tiere, da sich Bisphenole auch in der Umwelt anreichern.
55 von 166 Produkten mit Bisphenolen
Für die Untersuchung unter der Leitung der Organisation VKI wurden insgesamt 166 Unterhosen geprüft. Ergebnis: 55 waren mit Bisphenolen belastet. 10 dieser Produkte sind auch in der Schweiz erhältlich. Schadstoffe waren sowohl in günstiger Unterwäsche zum Beispiel von Tchibo und C & A als auch in teureren Produkten von Triumph, Wolford und Sloggi enthalten. Die Experten fanden Bisphenole vor allem in Unterhosen, welche die Kunstfaser Polyamid enthielten. Diese kann Bisphenole aus der Produktion enthalten.
Produkte für Männer weniger oft belastet
Die in der Untersuchung geprüfte Frauenunterwäsche enthielt fast immer Polyamid. In 35 von 66 Modellen fanden die Experten Bisphenolrückstände, also bei mehr als der Hälfte der Produkte. Je höher der Anteil Baumwolle in den Unterhosen war, desto geringer waren die gemessenen Mengen. Unterwäsche für Kinder oder Unterhosen für Männer waren deutlich weniger oft belastet. So fanden die Experten Rückstände in 11 von 53 Unterhosen für Buben und Mädchen, bei den Männermodellen waren 9 von 47 Produkten belastet.
Waschen hilft wenig bis gar nicht
Die österreichischen Konsumentenschützer prüften zusätzlich, ob sich Bisphenole aus Kleidern herauswaschen lassen. Sie gaben daher 16 stark belastete Produkte mit handelsüblichem Waschpulver in die Waschmaschine. Ernüchterndes Resultat: Die Gehalte an Bisphenolen sanken durch das Waschen nur zum Teil und blieben generell hoch. Die Experten stuften alle gewaschenen Unterhosen weiterhin als stark belastet ein.
Hinzu kommt: Mit dem Abwasser aus der Maschine gelangen die Chemikalien auch in die Kanalisation. Werden die Bisphenole in Kläranlagen nicht vollständig entfernt, gelangen sie in die Umwelt. Bisphenole können zudem weitere Wirkungen haben, die der Gesundheit schaden. Manche Substanzen erhöhen das Risiko für Brust- und Prostatakrebs, Fettleibigkeit, Stoffwechselstörungen, Diabetes oder für Herz-Kreislauf-Krankheiten.