Wer einen Velohelm trägt, reduziert das Risiko von lebensgefährlichen Kopfverletzungen um 60 Prozent. Der Schutz für den Fahrer ist höher, je besser der Helm konstruiert ist. Zu diesem Schluss kam die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie 2014 nach einer Auswertung von 660 Velounfällen.
Ein Helm muss in erster Linie bei Stürzen Stösse abfangen. Wichtig ist aber auch, dass er bei einem Sturz Drehbewegungen des Kopfs verhindert. So zeigen Untersuchungen von Forschern der Universität Graz (Ö), dass Kopfverletzungen bei verunfallten Velofahrern besonders schwer ausfallen, wenn beim Aufprall starke Rotationskräfte auf das Gehirn wirken.
Der günstigste Helm dämpft Stösse gut
Der K-Tipp und die TV-Sendung «Kassensturz» liessen das Labor TÜV Rheinland deshalb nicht nur die Stossdämpfung prüfen, sondern auch den Schutz vor Rotationen. In diesem Testpunkt schnitt das günstigste Modell am besten ab. Der Landi-Helm dämpft auch Stösse gut: Er fing sowohl die Aufschläge auf einer flachen Unterlage als auch auf einer Kante gut ab.
Die Experten beurteilten aber das Einstellen der Grösse und die Bedienung des Verschlusses als umständlich. Mit Fr. 18.95 kostet er rund 20 Franken weniger als der zweitgünstigste Velohelm im Test und 160 Franken weniger als der teuerste Kopfschutz.
Das An- und Ausziehen sowie das Verstellen der Grösse war beim Testsieger einfach. Der «Uvex I-VO CC Mips» kostet bei Ochsner Sport 149 Franken. Die Bezeichnung Mips bedeutet, dass der Helm mit einer beweglichen Helmschale ausgestattet ist: Sie kann sich bei einem Sturz um wenige Millimeter drehen, während die Innenschale auf dem Kopf festsitzt. So sollen die Rotationskräfte beim Aufprall minimiert werden.
Im Test von K-Tipp und «Kassensturz» liess sich das aber nicht belegen. Beim direkten Vergleich des Uvex-Mips-Helms mit dem günstigeren, baugleichen Modell ohne Mips zeigte sich kaum ein Unterschied bei der Rotation.
Bei einem Modell riss der Kinnriemen
Das Testlabor prüfte die Stossdämpfung mit den folgenden Aufprallgeschwindigkeiten: 19,4 Kilometer pro Stunde (km/h), wenn der Kopf auf eine gerade Fläche schlägt, und 16,2 km/h wenn der Kopf auf eine Trottoirkante trifft.
Solche Stürze müssen Helme gemäss der EU-Norm überstehen. Diese Vorschriften, die auch für in der Schweiz verkaufte Helme gelten, sind nicht sehr streng. Unfallanalysen zeigen: Köpfe können mit bis zu 40 Stundenkilometern auf die Strasse oder Trottoirkante prallen.
Trotz der geringen Anforderungen erreichten die Helme «B’Twin City 500 Bowl» von Decathlon, «Giro Artex» und «Poc Myelin» bei der Stossdämpfung nur die Note «genügend».
Der «Scott Doppio Plus Mips» bot im Test nicht genügend Sicherheit: Sein Kinnriemen riss bei einem heftigen Ruck. Das darf laut den Vorschriften nicht passieren. Denn bei einem Sturz könnten Velofahrer so den Helm verlieren.
Hersteller Scott zeigte sich gegenüber dem K-Tipp überrascht über den gerissenen Riemen. Der Helm sei mehrfach in einem Helmabstreiftest geprüft worden. Er habe immer bestanden. Poc schreibt, dass man in eigenen Stossdämpfungs-Tests bessere Werte erzielt habe.
So hat der K-Tipp getestet
Der Technische Überwachungsverein Rheinland (D) untersuchte für den K-Tipp und die TV-Sendung «Kassensturz», wie gut Velohelme Stürze abfedern. Die Testpunkte im Überblick:
Schutz vor Rotationen
Bei Stürzen gilt es als besonders riskant, wenn der Kopf beim Aufschlag in einer Drehbewegung ist. Daher wurden die Prüfköpfe mit den Helmen in eine Drehung versetzt. Die Experten massen, welche Rotation bei den Prüfköpfen ankommt.
Stossdämpfung
Diese Untersuchung wurde in Anlehnung an die Norm EN 1078 durchgeführt. Dabei wird jeder Helm nach Herstellerangaben auf einem Prüfkopf montiert und fallen gelassen. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt 19,4 Kilometer pro Stunde (km/h) bei einer flachen Metallunterlage und 16,2 km/h auf einer Kante. Es wurde gemessen, wie viel von der Aufprallwucht beim Prüfkopf ankam.
Abstreiftest
Der Helm muss sicher auf dem Prüfkopf fixiert bleiben, wenn man mit einem Ruck an ihm reisst. Bei einem Modell im Test riss der Kinnriemen.
Praxistest
Zwei Fachleute der Zeitschrift «Velojournal» bewerteten, wie gut sich die Riemen und das Kopfband verstellen lassen und wie gut sich der Helm an- und ausziehen lässt.