Wenn auf der Kinoleinwand Frodo, der Held aus «Herr der Ringe», vor den Ringgeistern auf ihren fliegenden Bestien flieht, dann sorgen im Kinosaal zahlreiche Lautsprecher für das Tonerlebnis. Links und rechts hört man die Flügelschläge der mächtigen Drachen, während Frodo atemlos davoneilt. «Mittendrin statt nur dabei», heisst die Devise.
Zu Hause in der Stube bieten zwar Flachbildfernseher inzwischen gestochen scharfe Bilder ab DVD und Blu-ray. Der spektakuläre Kinoton bleibt mit den kleinen eingebauten TV-Lautsprechern aber in der Regel auf der Strecke. Heimkino-Komplettanlagen sollen hier Abhilfe schaffen. Sie bestehen aus einem kompakten Gerät, in dem Blu-ray-Player, Verstärker und ein UKW-Radio-Empfangsteil untergebracht sind. Mitgeliefert werden auch Lautsprecherboxen, die man per Kabel direkt am Gerät anschliesst und im Raum in jeder Ecke verteilt. Dies ergibt den nötigen Raumklang, den sogenannten Surround- Effekt. Ein Set enthält drei oder sechs Lautsprecherboxen. Man spricht deshalb von 2.1- oder 5.1-Heimkino-Anlagen.
Auch ein Ersatz für die alte Stereoanlage
Praktisch: Solche Komplettanlagen ersetzen auch gleich die alte Stereoanlage und den DVD-Player, da man auf dem Heimkino nebst Blu-ray-Discs auch CDs und DVDs abspielen kann. Trotz der vielen Möglichkeiten, die Heimkinoanlagen bieten, müssen sie nicht mehrere Tausend Franken kosten.
Der K-Tipp wollte wissen, was Geräte der Einsteigerklasse zwischen 500 und 1150 Franken klanglich zu bieten haben, und schickte zehn Komplettanlagen ins deutsche Prüflabor Müller-BBM. Neun Anlagen bestehen aus einem einzigen Gerät. Nur bei Onkyo ist das Blu-ray/DVD/CD-Abspielgerät nicht integriert.
Weil nicht jeder in seiner Stube sechs Lautsprecher aufstellen möchte und die Hersteller auch bei Anlagen mit drei Boxen echtes Kino-Feeling versprechen, sind auch vier 2.1-Anlagen im Test vertreten. Geprüft wurden die Tonqualität im Stereo- und im Surround-Betrieb, die Bildqualität, die Fehlerkorrektur sowie die Handhabung (siehe Kasten «So wurde getestet» auf Seite 14).
Fazit: Wer viel Raumklang für wenig Geld will, muss eine Anlage mit sechs Lautsprechern wählen. Nur ein Produkt mit lediglich drei Lautsprechern bot ein knapp gutes Raumklangerlebnis – das Gerät von Harman Kardon. Es war aber gleichzeitig auch das teuerste im Test.
Nur ein Gerät erreichte die Gesamtnote sehr gut. Fünf schnitten gut ab, vier waren noch genügend.
Testsieger Onkyo erreichte als einzige Heimkinoanlage sowohl im Stereo- wie im Surround-Betrieb eine sehr gute Note. Nur leicht schlechter war das Hörerlebnis bei Filmsequenzen, klassischer Musik und Pop bei der 5.1-Anlage von Samsung. Das Gerät von Samsung kostet dafür 350 Franken weniger als die Onkyo-Anlage. Mit deutlicherem Abstand, aber immer noch mit einer guten Gesamtnote folgt die 5.1-Anlage von Sony.
Ein gutes Gerät für nur 499 Franken
Die Gesamtnote gut erreichten auch die 5.1-Anlagen von LG und Panasonic. Diejenige von LG ist mit 499 Franken die günstigste im Test. Teilweise ist die Anlage bei den Grossverteilern als Aktion oder im Internet für unter 300 Franken erhältlich.
Wer nicht allzu viele Filme schaut, sondern die Heimkinoanlage vor allem als Ersatz für die Stereoanlage nutzt, dürfte auch mit dem viertplatzierten Gerät von Harman Kardon zufrieden sein. Im Stereobetrieb liefert es ein Spitzenergebnis. Dafür ist das Raumklangergebnis nur knapp genügend. «Sechs separate Lautsprecher lassen sich nur sehr bedingt durch weniger Boxen ersetzen», sagt dazu Thomas Mayer, Ingenieur bei Müller-BBM. Darum sei es nicht erstaunlich, dass die restlichen drei, deutlich günstigeren 2.1-Anlagen nur genügend abgeschnitten hätten.
Bezüglich Bildqualität zeigte keines der Geräte Schwächen. Auch in der Bedienbarkeit unterscheiden sich die Anlagen kaum. Die 5.1-Anlagen von Sony, Samsung und Onkyo können sich laut Herstellerangaben komplett automatisch einstellen. Beim Heimkino von Sony funktionierte diese Automatik im Test jedoch nicht.
Grosse Unterschiede gab es bei der Fehlerkorrektur: Am besten mit zerkratzten und schmutzigen DVDs, CDs und Blu-ray-Discs gehen die Anlagen von Philips, Harman Kardon und die BDV F500 von Sony um. Sie erreichen in dieser Prüfung je die Note 5,4. Am meisten Probleme bei der Wiedergabe von fehlerhaften Ton- und Filmträgern zeigten die beiden Heimkinoanlagen von Panasonic mit den Noten 4,4 und 4,6.
Zu den K-Tipp-Testergebnissen lässt Philips verlauten, bei der Anlage im Test handle es sich nicht um das aktuellste Modell. Sony-Sprecherin Fiona Flannery sagt, bisher sei die automatische Einstellung der Lautsprecher noch nie bemängelt worden.
So wurde getestet
Das deutsche Prüflabor Müller-BBM untersuchte im Auftrag des K-Tipp die Qualität von zehn Heimkinoanlagen mit Abspielgerät für Blu-ray-Discs, DVDs und CDs, Verstärker, Radioempfangsteil und drei bis sechs Lautsprechern. Die Tests fanden in einem genormten Raum statt. Das waren die Testkriterien:
- Tonqualität: Drei in der Durchführung von Hörtests erfahrene Personen bewerteten die Klangqualität im Stereo- und im Raumklangbetrieb. Verwendet wurden folgende Werke: Händel, «Mariengesänge» mit Sophie von Otter; Pink Floyd, «Another Brick in the Wall»; Filmausschnitt aus «Matrix», Szene mit Helikopter und Schiesserei; «Money» von der Pink-Floyd-DVD «Pulse».
- Bildqualität: Die Abspielgeräte mussten ihr Können anhand von Fotos über USB-Wiedergabe und Filmausschnitten ab Blu-ray-Discs zeigen. Angeschlossen wurden die Heimkinosysteme per HDMI-Kabel an einen LCD-Farbfernseher von Samsung mit einer Diagonalen von 102 Zentimetern.
- Fehlerkorrektur: Je sieben mit Kratzern, Fingerabdrücken und Verschmutzungen präparierte DVDs und Blu-ray-Discs mussten die Geräte an sekundengenau definierten Stellen abspielen. Die Prüfer bewerteten, wie oft Unterbrechungen, Bildsprünge oder Verschiebungen zwischen Bild und Ton auftraten. Für den Test der Fehlerkorrektur von Audio-CDs verwendeten die Prüfer sieben präparierte Tonträger und eine Fehler-Test-CD.
- Handhabung: Drei Tester bewerteten, wie einfach man die Heimkinos aufstellen und anschliessen kann, wie schnell sich Radiosender programmieren lassen, ob die Bedienung am Gerät und an der Fernbedienung selbsterklärend ist und wie gut man den Klang einstellen kann.
Steckbriefe mit Detailinformationen zu den getestetetn Heimkinoanlagen finden Sie hier.