Universalfernbedienungen: Für Laien zu viele Stolpersteine
Ein K-Tipp-Praxistest zeigt: Universalfernbedienungen sind entweder sehr schwierig einzurichten oder erkennen nicht alle Geräte, die man damit steuern will.
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K-Tipp 14/2013
04.09.2013
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Für jedes neue Gerät der Unterhaltungselektronik gibts eine separate Fernbedienung – ob Fernseher, Settopbox, Stereoanlage, DVD- oder Blu-ray-Player. Wie praktisch wäre da doch ein einziges Kästchen, mit dem man alle Geräte steuern kann!
Universalfernbedienungen sollen genau dies können – das versprechen zumindest Logitech und Philips, zwei der grössten Hersteller solcher Produkte. Der K-Tipp hat sich de...
Für jedes neue Gerät der Unterhaltungselektronik gibts eine separate Fernbedienung – ob Fernseher, Settopbox, Stereoanlage, DVD- oder Blu-ray-Player. Wie praktisch wäre da doch ein einziges Kästchen, mit dem man alle Geräte steuern kann!
Universalfernbedienungen sollen genau dies können – das versprechen zumindest Logitech und Philips, zwei der grössten Hersteller solcher Produkte. Der K-Tipp hat sich deren Mittelklassemodelle genauer angeschaut: das Harmony Touch von Logitech für 249 Franken und das Prestigo 8215 von Philips für 179 Franken. Mit beiden Kästchen soll man bis zu 15 Geräte bedienen können. Die Tester mussten verschiedene Aufgaben lösen (siehe Kasten «So wurde getestet»).
Das Fazit des Praxistests: Das Prestigo von Philips ist für Laien etwas einfacher zu programmieren als das Modell von Logitech. Dafür liessen sich mit dem Prestigo weder Playstation noch XBox noch Mediaboxen noch Apple TV bedienen. Auf dem Harmony Touch konnten hingegen alle Geräte eingerichtet werden.
Der Haken: Für Personen, die wenig Erfahrung im Umgang mit Unter-haltungselektronik haben, ist es schwierig bis unmöglich, die Universalfernbedienungen überhaupt in Betrieb zu nehmen und zu programmieren.
Die Harmony-Fernbedienung ist für Laien besonders schwierig, weil man sie per USB-Schnittstelle am PC zu Hause in Betrieb nehmen muss. Dazu muss man vorgängig die Seriennummern der Geräte, die man mit der Fernbedienung steuern möchte, finden und notieren. Die Hälfte der Testpersonen schaffte es nicht, einen Blu-ray- oder DVD-Player auf dem Harmony zu programmieren. Zwei von sechs scheiterten auch beim Einrichten des TV.
Die Prestigo-Universalfernbedienung von Philips hat den Vorteil, dass sie auf Knopfdruck von einer vorhandenen Fernbedienung lernen kann. Eine Verbindung mit dem Computer und dem Internet ist nicht unbedingt nötig.
Immerhin: Hat man die gewünschten Geräte einmal auf den Universalfernbedienungen programmiert, gibt es auch für Laien fast keine Probleme mehr. Die Bedienung der programmierten Geräte empfanden alle Probanden als einfach. Lediglich das Speichern einer Liste mit den zehn Lieblingssendern stellte sich als knifflig heraus. Mit Prestigo dauerte es durchschnittlich 19 1/2 Minuten. Mit Harmony gings deutlich schneller: Im Schnitt dauerte es nur 4 1/2 Minuten.
Logitech will sich zu den Ergebnissen des Praxistests nicht äussern. Philips teilt mit, die Prestigo-Fernbedienung werde nicht mehr produziert. Ein Nachfolgemodell sei nicht geplant. Immer mehr Konsumenten würden ihre Geräte über ihr Smartphone und eine passende App bedienen.
Solche Handy-Apps eignen sich jedoch nur bedingt als Alternative. Denn die meisten Fernsehgeräte oder Stereoanlagen lassen sich nur über Infrarot ansteuern. In vielen modernen Smartphones wie dem iPhone ist jedoch keine solche Infrarotschnittstelle eingebaut. Bereits eingebaut ist ein Infrarotsensor bei den neuen Smartphones HTC One oder beim Samsung Galaxy S4. Diese Handys kann man denn auch als Universalfernbedienung nutzen.
Logitech Harmony Touch
Vorteile:
+ Erkennt auch Spielkonsolen und Mediaboxen
+ Hochwertige Verarbeitung
+ Angenehmer Touchscreen
Nachteile:
- Umständliche Geräteerkennung mit vorgängigem Suchen und Notieren der Modellnummern und Anschlüsse
- Komplizierte Bedienungsanleitung
- Probleme beim Konfigurieren auf Apple-Computern
- Akku fest verbaut
- Anlegen eines Benutzerkontos (Login) zum Einrichten nötig
Fazit: Höchstens geeignet für Fortgeschrittene mit Technik-Flair
Philips Prestigo 8215
Vorteile:
+ Einfache Erkennung der Geräte über Fernbedienung
+ Intuitiv zu bedienen
+ Batterien einfach zu wechseln
Nachteile:
- Xbox nicht erkannt
- Playstation nicht erkannt
- Horizon Mediacenter und Settopbox von Cablecom nicht erkannt
- TV-Programmsymbole schwierig einzurichten
- Apple TV nicht erkannt
- Ausführliche Bedienungsanleitung nur im Internet
- Langsamer Touchscreen
Fazit: Nur geeignet für Laien ohne komplizierte Geräte wie Spielkonsolen, Settopbox und Mediacenter
So wurde getestet
Sechs Personen mussten zu Hause ohne Anleitung beide Fernbedienungen anhand verschiedener Aufgaben in der Praxis testen. Vier Probanden, darunter zwei Frauen, hatten keine Übung im Anschliessen und Einrichten von Unterhaltungselektronik. Zwei Testpersonen waren darin erfähren. Die Testpersonen stoppten jeweils die benötigten Zeiten und notierten sich ihre Kommentare. Folgende Aufgaben mussten nach der Inbetriebnahme gelöst werden:
- TV-Gerät auf Fernbedienung programmieren.
- DVD- oder Blu-ray-Player programmieren.
- Einfache Makro-Funktion einrichten: Getestetes Beispiel: Per Knopfdruck sollen sich Fernseher und Player gleichzeitig einschalten.
- Senderliste mit den zehn Lieblingsprogrammen und Programmlogos speichern.
- Stereoanlage oder weiteres Gerät (Playstation, Mediabox o.Ä.) programmieren und bedienen.