Unterschiedlicher Ertrag bei gleichem Einsatz
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K-Tipp 1/2002
09.01.2002
Leibrenten im Vergleich So hoch ist die Jahresrente mit einer 300 000-Franken-Einlage bei 20 Versicherungsgesellschaften
Einmal eine grosse Summe einzahlen, dann garantiert lebenslang eine Rente beziehen: Nach diesem Prinzip funktioniert die Leibrente. Der K-Tipp sagt, worauf Sie beim Abschluss achten müssen.
Ernst Meierhofer emeierhofer@ktipp.ch
Das Katastrophenjahr 2001 ist jetzt vorbei - aber die wenig erfreuliche Entwicklung an den Börsen wirkt...
Leibrenten im Vergleich So hoch ist die Jahresrente mit einer 300 000-Franken-Einlage bei 20 Versicherungsgesellschaften
Einmal eine grosse Summe einzahlen, dann garantiert lebenslang eine Rente beziehen: Nach diesem Prinzip funktioniert die Leibrente. Der K-Tipp sagt, worauf Sie beim Abschluss achten müssen.
Ernst Meierhofer emeierhofer@ktipp.ch
Das Katastrophenjahr 2001 ist jetzt vorbei - aber die wenig erfreuliche Entwicklung an den Börsen wirkt nach. Viele Anleger sind enttäuscht und haben von Aktien und Fonds die Nase voll.
Im Gegenzug ist jetzt vermehrt Sicherheit gefragt - und deshalb ist die so genannte private Leibrente wieder vermehrt ein Thema.
Leibrente heisst: Sie vertrauen eine bestimmte Summe einer Versicherungsgesellschaft an, und diese zahlt Ihnen im Gegenzug ein lebenslanges Einkommen (Rente) - selbst wenn Sie 100 Jahre alt werden. Und auch wenn das von Ihnen einbezahlte Kapital längst aufgebraucht ist.
Eine Rente auf Nummer sicher
Wer viel Wert auf Sicherheit legt, ist also mit einer Leibrente gut bedient. Denn der grösste Teil der künftigen Rente ist von der Gesellschaft garantiert; Rentner erhalten dieses Geld ohne Wenn und Aber - unabhängig von den Turbulenzen an den Aktienmärkten.
Daraus lassen sich schon mal zwei Schlüsse ziehen:
- Die Leibrente ist eine Möglichkeit, sein Geld im Rentenalter so einzusetzen, dass es möglichst lange reicht. Sie ist also ein Finanzinstrument für sicherheitsbewusste ältere Semester, die ein lebenslang garantiertes Einkommen anstreben.
- Die Leibrente setzt voraus, dass man überhaupt Ersparnisse zur Verfügung hat, um sich diese Art der Versicherung zu kaufen.
Mit einer privaten Leibrente (auch Leibrenten-Versicherung genannt) können sich Pensionierte ein zusätzliches finanzielles Standbein sichern, das die AHV und die Rente der Pensionskasse ergänzt. Dabei stellen sich folgende entscheidende Fragen:
- Woher das Geld nehmen, um eine Leibrente zu kaufen?
- Wann ist der richtige Zeitpunkt, um eine Leibrente zu kaufen?
- Welcher Variante der Leibrente soll man den Vorzug geben?
- Gibt es allenfalls Varianten zur Leibrente?
Um sich mit privatem Vermögen ein zusätzliches Renteneinkommen zu sichern, kann man nicht nur das Ersparte einsetzen, das sich auf der Bank angesammelt hat. In Frage kommen auch Erbschaften und die Gelder der 3. Säule, die man ja spätestens bei Erreichen des AHV-Alters bar beziehen muss.
Als zusätzliche Möglichkeit gibt es noch den Barbezug des angesparten Alterskapitals der Pensionskassen. Dieser Schritt hat aber nebst Vorteilen erhebliche Schattenseiten:
- Vorteile des Barbezugs des PK-Guthabens: Stirbt die Person, die mit Pensionskassengeld eine Leibrente gekauft hat, so zahlt die Gesellschaft oft noch Geld an die Erben aus. Anders sieht es aus, wenn man das Geld in der Pensionskasse lässt und sich eine Rente auszahlen lässt: Stirbt nämlich ein Pensionskassen-Rentner, so verbleibt das Restguthaben bei der Pensionskasse. Zudem: Eine Witwe erhält nur noch 60 Prozent der Rente des verstorbenen Mannes, die Konkubinatspartnerin bekommt meistens gar nichts, und die Erben gehen leer aus.
Weiterer Vorteil: Leibrenten sind seit 2001 nur noch zu 40 Prozent als Einkommen zu versteuern, die Rente der Pensionskasse hingegen zu 100 Prozent.
- Nachteile des Barbezugs des PK-Guthabens: Der Barbezug ist zu versteuern, das schmälert den Kapitalstock für den Kauf der Leibrente. Je nach Kanton und Einkommenssituation kann diese Steuer bis zu 15 Prozent des ausbezahlten Kapitals wegfressen, im Extremfall noch mehr.
Dazu kommt: Wer sich für die PK-Lösung entscheidet, muss nichts tun, die Rente kommt automatisch. Die Leibrentenlösung ist hingegen mit Aufwand verbunden und setzt voraus, dass man sich damit auseinandersetzt oder sich beraten lässt. Insgesamt überwiegen die steuerlichen Nachteile der Leibrente.
Vergessen Sie aber nicht: Falls Sie sich von einem Versicherungsagenten beraten lassen, wird er natürlich eher die Leibrente empfehlen, weil ihm nur diese Lösung eine Provision einbringt.
Punkto Sicherheit hingegen sind beide Lösungen gleichwertig. Sowohl Pensionskassen als auch Lebensversicherungsgesellschaften unterstehen strengen staatlichen Kontrollen.
Pensionskassen-Geld bringt höhere Rente
Der entscheidende Nachteil der Leibrenten- gegenüber der PK-Renten-Lösung liegt allerdings im kleineren Umwandlungssatz.
Konkret: Wenn die Pensionskasse das angesparte Alterskapital in eine Rente umlegt, so muss sie - zumindest vorläufig noch - einen Umwandlungssatz von 7,2 Prozent anwenden. Aus je 100 000 Franken Kapital werden so garantierte 7200 Franken Rente pro Jahr.
Bei Leibrenten sind diese Umwandlungssätze derzeit tiefer, wie die Tabellen auf den Seiten 18/19 zeigen. Daher fällt auch die Rente niedriger aus.
Allerdings ist denkbar, dass das Parlament den Umwandlungssatz der Pensionskassen demnächst auf weit unter 7 Prozent drückt. Das würde die Attraktivität der Leibrente erhöhen.
Unabhängig davon gilt aber: Der Umwandlungssatz der Leibrente wird markant höher, wenn man sie erst mit 70 oder noch später kauft. Je älter man nämlich bei Beginn der Rentenzahlung ist, umso höher wird die lebenslange Rente, weil mit zunehmendem Alter die Restlebensdauer sinkt.
Für alle Bedürfnisse die richtige Leibrente
Erstes Fazit: Falls Sie eine Leibrente wollen, sollten Sie eher nicht mit Pensionskassengeld kaufen. Je später Sie die Leibrente kaufen, desto attraktiver wird sie. Und: Gesundheitlich angeschlagene Rentner sollten eher das Pensionskassengeld bar beziehen und eine Leibrente kaufen, falls sie den Erben einen Gefallen tun wollen.
Wer sich einmal für eine Leibrente entschieden hat, muss noch weitere Fragen beantworten:
- Sofort beginnend oder aufgeschoben? Im Normalfall setzt die Rentenzahlung unmittelbar nach dem Kauf der Leibrente ein. Bei der aufgeschobenen Leibrente trifft die erste Rentenzahlung hingegen erst nach der abgemachten Aufschubzeit ein. Achtung: Falls Sie eine aufgeschobene Leibrente abschliessen und Sie es sich dann vor dem Beginn der Rentenzahlungen anders überlegen, erhalten Sie zwar das Geld zurück, die Gesellschaft macht aber empfindliche Abzüge. Wenn Sie also die Leibrente nicht sofort brauchen, sollten Sie mit dem Abschluss noch zuwarten und die sofort beginnende Leibrente später kaufen.
- Leibrente auf ein oder zwei Leben? Bei einer Leibrente auf zwei Leben erfolgen die Rentenzahlungen so lange, bis auch die zweite Person gestorben ist. Der Abschluss ist nicht nur für Ehepaare möglich, sondern ohne weiteres auch für Konkubinatspaare.
- Rückgewähr oder nicht? Oft werden Leibrenten mit Rückgewähr abgeschlossen. Das heisst: Stirbt die versicherte Person relativ früh, zahlt die Gesellschaft den noch nicht verbrauchten Kapitalstock an die Erben aus. Die Rückgewähr funktioniert allerdings nicht bis ans Lebensende, sondern hört dann auf, wenn die Gesellschaft so viel ausgeschüttet hat, wie einbezahlt wurde. Konkret: Wird im Alter 65 abgeschlossen, endet die Rückgewähr bei Männern zirka im Alter 81, bei Frauen ungefähr im Alter 84. Der Topf für eine allfällige Rückzahlung ist dann leer (eine Rente würde aber weiterlaufen).
Wer auf diese Rückgewähr verzichtet, erhält dadurch einen höheren Umwandlungssatz und damit eine höhere Rente. Das ist empfehlenswert für Leute ohne Versorgerpflichten.
Wie schon angedeutet gibt es auch Alternativen zur Leibrente. Wer sich einen kompetenten Umgang mit Geld zutraut oder sich einen gutbezahlten Berater leisten kann, hat die Möglichkeit, im Rentenalter das angesparte Geld einerseits gewinnbringend anzulegen und anderseits jedes Jahr einen klar festgelegten Teil davon bewusst und dosiert auszugeben.
Die Fachleute reden in diesem Zusammenhang von einem Kapitalentnahme-Plan oder vom Kapitalverzehr; faktisch ist es eine selbst konstruierte Rente. Sie ist vor allem dann attraktiv - auch punkto Steuern -, wenn man das nicht unmittelbar gebrauchte Geld an der Börse platzieren kann. Die Banken haben dazu auch so genannte Fonds-Entnahmepläne im Angebot.
Beim Stichwort Börse wird aber gleich klar: Langfristig kann das attraktiv sein, doch in den letzten zwei Jahren haben Leute, die sich auf diese Variante eingelassen haben, empfindliche Einbussen erleiden müssen.
Mit anderen Worten: Mit einem Kapitalentnahme-Plan bleibt man flexibel, man kann die Rendite auf seinem Rest-Kapitalstock optimieren - aber diese Variante ist nicht ohne Risiko. Und sie setzt Fachkenntnis voraus.
Mehrere Offerten sorgfältig vergleichen
Das sind die wichtigsten Punkte, die Sie beim Abschluss einer Leibrente beachten sollten:
- Die Gesellschaften unterscheiden in ihren Offerten zwischen der garantierten Rente und der Rente inklusive Überschüsse. Solche prognostizierte Überschüsse sind ein typisches Merkmal der Lebensversicherungen; sie sind abhängig vom Geschäftsverlauf und nicht garantiert. Hier kommt also eine gewisse Unsicherheit und Intransparenz ins Spiel.
Das heisst: Den Anteil der garantierten Rente (zwischen 75 und 85 Prozent, je nach Gesellschaft) erhalten Sie auf jeden Fall. Bei den Überschüssen (die restlichen 15 bis 25 Prozent) ist das überhaupt nicht sicher. Es gab Zeiten, da haben die Gesellschaften die in den Offerten aufgeführten Überschüsse auch tatsächlich eingehalten. In den letzten paar Jahren ist das klar nicht mehr der Fall, Kürzungen sind an der Tagesordnung.
- Für die Wahl der Gesellschaft heisst das: Sie können sich entweder an der garantierten Rente orientieren und Ihre Wahl nach diesem Kriterium treffen. Oder Sie können das beste Angebot inklusive nicht garantierter Überschuss nehmen und hoffen, dass sich die Gesellschaft an ihre Prognose hält. Die Tabellen sind nach dem derzeit besten Angebot inklusive Überschüsse rangiert (Stand 1. 12. 2001).
- Holen Sie mehrere Offerten ein. Die Tabellen zeigen, dass sich die Angebote der Gesellschaften unterscheiden.
- Die Tabellen und die aufgeführten Jahresrenten basieren auf einer Einzahlung von 300 000 Franken. Falls Sie weniger oder mehr einzahlen, erhöhen beziehungsweise vermindern sich die daraus resultierenden Renten linear.
- Achten Sie auf Aktionen: Es kommt immer wieder vor, dass eine Gesellschaft zum Beispiel die 2,5-prozentige Stempelsteuer übernimmt. Bei einer Einzahlung von 100 000 Franken verbleiben so immerhin 2500 Franken mehr auf Ihrem «Konto».
- Im Normalfall spielt der Gesundheitszustand beim Kauf einer Leibrente keine Rolle; im Gegensatz zu anderen Formen der Lebensversicherung erhält hier jeder Antragsteller das Gewünschte.
Seit kurzem gibt es bei einigen wenigen Anbietern (z.B. Providentia oder Coop) spezielle Leibrenten für Personen, die nachweislich gesundheitlich angeschlagen sind: Weil hier die Lebenserwartung tiefer ist als beim Durchschnitt der Bevölkerung, fällt die Leibrente viel höher aus. Dazu ist ein Arztzeugnis nötig. Je nach Krankheitsbild kann die Rente um das Fünffache höher ausfallen als «normal».
- Frauen haben eine höhere Lebenserwartung als Männer; sie erhalten also einen tieferen Umwandlungssatz und damit weniger Rente.
Rente IN Euro - Mehr Geld, höheres Risiko
Leibrenten kann man auch bei deutschen Gesellschaften in Euro abschliessen; der Abschluss erfolgt bei spezialisierten Maklern in der Schweiz. Weil das Zinsniveau in Deutschland höher ist, erhalten Versicherte so eine bedeutend attraktivere Rente.
Gemäss Angaben der Realprisma AG in Zürich liegen zum Beispiel die Angebote der deutschen Gesellschaft DBV-Winterthur derzeit im Schnitt um 25 Prozent über den Schweizer Offerten.
Damit ist aber ein Währungsrisiko verbunden. Zwar muss der Euro laut Realprisma gegenüber dem Schweizer Franken um bis zu 40 Prozent an Wert verlieren, damit der Renditevorteil verloren geht. Ob es so weit kommt oder nicht, kann aber niemand wissen. Zum Vergleich: Seit Anfang 1999 hat der Euro gegenüber dem Schweizer Franken rund 8 Prozent an Wert verloren.
Würde der Euro an Wert zulegen, wäre die Leibrente in Euro entsprechend attraktiver.