Velodiebstähle sind in der Schweiz trauriger Alltag. Laut den letzten Zahlen des Bundesamts für Statistik stahlen Diebe im vergangenen Jahr fast 41 000 Velos – das sind über 110 pro Tag.
Hersteller bieten nun neben normalen Veloschlössern auch Systeme mit eingebautem akustischem Alarm an. Das Prinzip: In den Schlössern stecken spezielle Sensoren. Diese lösen Alarm aus, wenn Diebe das Velo bewegen oder die Schlösser knacken wollen.
Der K-Tipp hat fünf solche Systeme an einem Velo montiert und scharfgeschaltet. Anschliessend wurde geprüft, wie und wann die Schlösser Alarm auslösen: Genügt dazu, dass man am Velo rüttelt, oder geht der Alarm erst bei Manipulationen am Schloss los?
Dann wurden die Gehäuse und Lautsprecher mit einem handelsüblichen Eisspray eingesprüht. Grund: Velodiebe verwenden häufig einen Kältespray. Kühlt man damit das Gehäuse des Schlosses ab und schlägt mit einem Hammer darauf, bricht es leicht auseinander.
Gelang es nicht, das Schloss auf diese Weise zu öffnen, versuchten es die Tester mit einem Bolzenschneider.
Ergebnis: Vier von fünf der so getesteten Systeme gaben schon nach ein paar Sekunden keinen Pieps mehr von sich. Grund: Das Plastikgehäuse mit der Elektronik darin ist nicht schlagfest genug. Nur das Modell «Lock Alarm Heavy Duty» überstand diesen Härtetest (siehe unten).
Normale Schlösser bieten mehr Schutz
Der K-Tipp testete in der Ausgabe 7/2013 konventionelle Veloschlösser. Dabei erreichten sechs Modelle die Note «gut»:
- Hiplock schwarz-grün V 1.5 (rund Fr. 80.–)
- Abus Granit-XPlus 54/160 HB 230 (Fr. 100.–)
- Knog Strongman (Fr. 100.–)
- Kryptonite Evolution Mini-5 U-Lock (Fr. 43.–)
- Abus 6000/75 Bordo (Fr. 88.–)
- Burgwächter 1500 HB 170/255 (Fr 40.–)
Lock Alarm Heavy Duty (Eingekauft bei Brack; Fr. 56.–)
- Typ: Kabelschloss mit Alarmfunktion. Der Alarm ist aktiviert, sobald man den Schlüssel gedreht hat. Durchtrennen des Kabels oder Manipulationen am Schloss sollen den Alarm auslösen.
- Praxistest: Das dicke Metallgehäuse widersteht Kältespray und Hammerschlägen. Der Alarm hört auch nach mehreren Schlägen nicht auf. Das Kabel lässt sich sogar mit einem Bolzenschneider nicht durchtrennen.
Fazit: Guter Schutz vor Velodieben
Visor Tech Fahrrad-Diebstahl-Alarm (Pearl; Fr. 43.90)
- Typ: Spiralkabelschloss mit Alarmfunktion. Sie wird aktiviert, wenn das Schloss abgeschlossen ist und ein separater Knopf gedrückt wird. Bewegungen/Erschütterungen oder Durchtrennen des Kabels sollen Alarm auslösen.
- Praxistest: Der Alarm geht bei Bewegungen/ Erschütterungen los. Nach dem Einsatz des Eissprays genügt ein einziger Hammerschlag, um das Gehäuse zu zerstören. Bei dieser Aktion geht der Alarm nicht los.
Fazit: Diebe haben leichtes Spiel.
Security plus Alarm Lock AL07 (Conrad; Fr. 47.85)
- Typ: Spiralkabelschloss mit Alarmfunktion. Sie wird aktiviert, wenn das Schloss abgeschlossen ist und ein separater Knopf gedrückt wird. Bewegungen/Erschütterungen oder Durchtrennnen des Kabels sollen Alarm auslösen.
- Praxistest: Schon bei minimen Erschütterungen geht der Alarm los. Nach Eissprayeinsatz und zwei Hammerschlägen sind das Gehäuse und der Schliessmechanismus kaputt. Dabei verstummt auch der Alarm.
Fazit: Diebe haben leichtes Spiel.
Lock Alarm Maxi (Veloplus; Fr. 44.90)
- Typ: Kabelschloss mit Alarmfunktion. Nach dem Abschliessen ist der Alarm aktiviert. Durchtrennen des Kabels oder Manipulationen am Schloss sollen den Alarm auslösen.
- Praxistest: Nach Einsatz des Eissprays und einem Hammerschlag bricht das Plastikgehäuse bei der Verbindung zum Kabel auf. Der Alarm geht dabei nicht los.
Fazit: Diebe haben leichtes Spiel.
Fahrrad-Alarmanlage M-Wave (Westfalia Versand; Fr. 38.80)
- Typ: Eine reine Alarmanlage ohne Schloss. Sie wird mit Schrauben am Velo befestigt. Die Alarmfunktion wird mit einem Zahlencode aktiviert. Bewegungen/Erschütterungen sollen Alarm auslösen.
- Praxistest: Der Alarm geht bei Bewegungen/ Erschütterungen los. Nach dem Einsatz des Eissprays genügt ein einziger Schlag mit dem Hammer, und die gesamte Elektronik inklusive Batterie fällt heraus.
Fazit: Bringt nichts.
Spylamp: Teuer und ungenau
Das Ortungssystem Spylamp ist als Rücklicht getarnt. Im Gehäuse befindet sich ein GPS-Satellitenempfänger. Und so solls funktionieren: Wird das Velo gestohlen, reagiert ein Bewegungsmelder. Spylamp sendet dann laufend die Position des Velos auf eine Website. Der Besitzer soll so das gestohlene Velo besser finden können.
In der Praxis ist die Ortung äusserst ungenau. Beispiel: Ein auf dem Balkon einer Winterthurer Wohnung im 5. Stock abgestelltes Velo wurde 50 Meter weiter auf den Bahngleisen angezeigt. Gerade in einer Stadt ist so das Wiederfinden schwierig bis unmöglich. Und: Das System kann Velos in Gebäuden und Kellern nicht orten. Kommt dazu: Spylamp ist mit etwa 200 Franken sehr teuer. Weitere rund 5 Franken kostet das monatliche SIM-Karten-Abo.
Das lohnt sich nicht. Denn für Velodiebstähle kommt die Hausratversicherung auf. Dies allerdings nur mit der Zusatzdeckung «einfacher Diebstahl auswärts». Die zusätzliche Jahresprämie kostet zwischen 40 und 80 Franken.
Beim Abschluss des «einfachen Diebstahls auswärts» müssen sich Kunden für eine bestimmte Versicherungssumme entscheiden – üblich sind 2000 Franken. Wer mit einem teureren Velo unterwegs ist, sollte sie also unbedingt entsprechend anpassen.
Der Spylamp-Vertreiber Fahrrad-Diebstahl.com sagt: «Wir lancieren in einigen Wochen ein neu entwickeltes Nachfolgemodell namens Velocate. Das ist genauer, einfacher und günstiger.»