Laut Kriminalstatistik des Bundes stahlen Diebe in der Schweiz im vergangenen Jahr rund 36 000 Velos, darunter fast 9000 E-Bikes. Die Chancen, dass Besitzer ein gestohlenes Velo zurückerhalten, stehen schlecht: Gemäss der Statistik wurden vergangenes Jahr nur 2,9 Prozent der Fahrraddiebstähle aufgeklärt.
Abhilfe versprechen Ortungssysteme, sogenannte Tracker. Ihr Prinzip: Das Signal eines kleinen, am Velo versteckten Senders soll laut den Herstellern den Diebstahl erschweren und das Auffinden verschwundener Velos erleichtern. Die Tracker schlagen Alarm und übermitteln den aktuellen Standort des Fahrrads aufs Smartphone des Besitzers, sobald jemand das Velo bewegt.
Testvelo wurde nach Feldkirch «entführt»
Der K-Tipp testete sechs Geräte, die im Fachhandel oder in Internetshops erhältlich sind. Die geprüften Geräte kosteten zwischen Fr. 33.50 und 289 Franken. Für Alarme und Ortung benötigt man bei allen getesteten Ortungsgeräten ein Smartphone und die App des Herstellers.
Die Tester legten mit einem E-Bike des TCS in städtischem und ländlichem Gebiet rund 30 Kilometer zurück. Zudem simulierten sie einen Diebstahl, bei dem sie das Velo in ein Auto luden und rund 140 Kilometer weit bis nach Feldkirch (A) transportierten. Dabei prüften sie anhand von 30 Kontrollpunkten, ob sich das Velo stehend oder in Bewegung orten liess. Zudem beurteilten sie die Inbetriebnahme und Bedienung der Geräte.
Die Resultate des Praxistests
1 Am besten funktionierte der GPS-Tracker TK906 der chinesischen Firma Zeerkeer: Das Gerät alarmierte zuverlässig, sobald das Velo bewegt wurde. Zum anderen zeigte es den Standort meistens richtig an. Der Nachteil: Der Tracker selbst ist zwar günstig (40 Franken), braucht aber dazu noch eine SIM-Karte (15 Franken). Der K-Tipp wählte die empfohlene Karte mit einem sehr günstigen Datentarif von 0,04 Rappen pro Kilobyte. Trotzdem verbrauchte dieses Gerät während der zwei Testwochen das gesamte Guthaben von 10 Franken – das entspricht pro Jahr rund 250 Franken. Zudem war es kompliziert, den Tracker in Betrieb zu nehmen. Und dem Produkt lag nur eine englische, schwer verständliche Bedienungsanleitung bei.
2 Der als Rückstrahler getarnte Invoxia-Bike-Tracker ortete das Velo ebenfalls gut. Allerdings liess sich das Fahrrad nach dem Bewegungsalarm teilweise nur alle 20 der 30 Minuten lokalisieren – Diebe sind dann längst über alle Berge. Zudem ist die Verarbeitung, gemessen am stolzen Preis von rund 200 Franken, schlecht: Bei der Montage brach ein Teil der Plastikbefestigung ab. Nach drei Jahren kommen noch Abokosten von 15 Franken pro Jahr dazu.
3 Der Tracker von It’s my Bike war mit 289 Franken das teuerste Gerät im Test, schnitt aber schlecht ab. Einsetzbar ist dieser Tracker nur bei E-Bikes, zudem muss ihn ein Velomechaniker im Motor einbauen. Im Praxistest ortete er das Bike zwar zuweilen sehr genau. Aber einmal meldete er den Diebstahl erst nach einer halben Stunde, zwei weitere Male reagierte er überhaupt nicht, sondern zeigte stundenlang denselben Standort an. Der Tracker benötigt ein Abo: Drei Jahre sind im Preis inbegriffen, anschliessend kostet es rund 50 Franken pro Jahr.
4 Der Airtag wird von Hersteller Apple zwar nicht als Bike-Tracker angepriesen. Doch es gibt im Handel mehrere Zubehörteile, mit denen man ihn gut getarnt am Velo befestigen kann – etwa in der Lenkstange oder als Rückstrahler. Der Airtag ist mit einem Preis von Fr. 33.60 günstig. Sein Nachteil: Er hat keinen Bewegungsalarm. Und für die Ortung ist er auf andere Apple-Geräte angewiesen. Im städtischen Gebiet funktionierte er zufriedenstellend, nicht aber ausserhalb von dicht besiedeltem Gebiet.
Im Praxistest waren noch zwei weitere Geräte vertreten, doch sie erwiesen sich als unbrauchbar:
- Der Mini-Tracker der chinesischen Firma Zeerkeer liess sich gar nicht erst aktivieren.
- Der stabähnliche GPS- Tracker von Invoxia sendete keine Signale mehr, nachdem er im Rahmen installiert war.
Fazit: Wird ein Velo gestohlen, können Ortungsgeräte beim Wiederauffinden helfen. Doch sie stossen an Grenzen. In Gebäuden etwa zeigten alle Tracker den Standort nur ungenau an. Ob ein Velo im Keller oder im dritten Stock steht, konnte keines der Geräte erkennen.
Gut zu wissen: Velos und E-Bikes bis 25 km/h sind zu Hause bei den meisten Versicherungen über den Hausrat abgedeckt. Das ergab eine Umfrage des K-Tipp bei grossen Versicherern. Für Diebstähle auswärts, etwa an einem Bahnhof, ist bei den meisten eine Zusatzdeckung nötig. Für E-Bikes über 25 km/h verlangen einige Versicherungen einen separaten Zusatz.
Gute Veloschlösser
Den besten Schutz vor Diebstahl bieten Ketten-, Bügel- oder Faltschlösser. Sie sollten genügend gross sein, um das Velo mit einem festen Objekt zu verbinden. Bei Untersuchungen der Stiftung Warentest schnitten diese Schlösser mit «gut» ab:
- Faltschloss Kryptonite Kryptolok 685 (Fr. 56.90, Bikester.ch)
- Kettenschloss Decathlon B’Twin 900 Chain 900 L, 90 cm (Fr. 55.–, Decathlon.ch)
- Kettenschloss Kryptonite New York Chain 1210 (Fr. 98.95, Rosebikes.com)
- Kettenschloss Trelock BC 680 (Fr. 45.90, Bikester.ch)
- Bügelschloss Abus Granit Plus 640 (Fr. 53.45, Amazon.de)