Die beiden Laborexperten begannen beim Test trotz kühler Temperaturen zu schwitzen – und dies, obwohl die Aufgabe zunächst einfach schien. Die kräftigen Männer sollten mit zwölf Gartenscheren Birkenäste mit einem Durchmesser von zwei Zentimeter durchtrennen. Doch bei mehr als jedem zweiten Modell mussten die Fachleute ihre ganze Kraft einsetzen, um das Holz zu kappen.
Die Experten unterzogen die Gartenscheren für den K-Tipp einer strengen Prüfung. Neben dem Kraftaufwand beim Schneiden untersuchten sie unter anderem auch das Schnittbild und die Handlichkeit. Die Scheren kosteten zwischen knapp 5 und 40 Franken.
Der Test zeigt: Eine gute Gartenschere muss nicht teuer sein. Testsieger ist das Modell «Okay Profi» von Landi für Fr. 9.95. Wer möglichst wenig Kraft beim Schneiden aufwenden will, sollte die «Premium Profi Bypass-Gartenschere» für Fr. 24.95 von Mio Garden kaufen. Als einziges Produkt schnitt sie die Birkenäste fast mühelos.
Dagegen erforderten sieben Scheren beim Schneiden zu viel Kraft: Die Modelle von Siena Garden, Jardin Royal von Jumbo und Wolf Garten benötigten laut den Experten beim Schneiden der Birkenäste einen «sehr hohen», die Felco-Schere sogar einen «extrem hohen» Kraftaufwand. Bei den Scheren von Bradas und Gardol mussten die Fachleute mit einer Kraft schneiden, welche «die meisten Leute nicht aufbringen würden». Auch das Fiskars-Modell zeigte Mängel: Die Experten mussten die Schneiden mit den Händen spreizen, um die Schere vollständig zu öffnen.
Gartenscheren mit einer einstellbaren Öffnungsweite lassen sich individuell an die Grösse der Hand anpassen. Ein rutschfester Softgriff macht das Schneiden angenehmer und ermöglicht präzises Arbeiten. Die Modelle von Landi, Migros und Gardena boten beides und schnitten deshalb bei der Handlichkeit am besten ab. Die Scheren von Wolf Garten und Alpgarten punkteten immerhin mit einem Softgriff.
Viele Scheren schneiden unsauber
Auch beim Schnittbild ergaben sich grosse Unterschiede. Lediglich mit der Migros-Schere gelang den Experten «ein sauberer Schnitt» durch die Birkenäste. Bei vielen Konkurrenten zeigten sich dagegen Fransen am Gehölz. Auch hier fielen zwei Modelle durch: Das Bradas-Produkt schaffte nur einen «unsauberen Schnitt». Die Felco-Schere konnte den Ast gar nicht durchschneiden.
Bei geschlossenen Gartenscheren sollte der Abstand zwischen den Griffen so gross sein, dass die Finger locker dazwischen Platz haben. Sonst kann man sich beim Schliessen der Schere die Finger oder die Handflächen quetschen. Negativ fielen die Modelle von Alpgarten und Felco auf: Zwischen den geschlossenen Griffen lag nicht mal 1 Zentimeter. Zum Vergleich: Bei der Hornbach-Schere waren es fast 2,5 Zentimeter.
Gartenscheren sollte man nach Gebrauch gereinigt und trocken aufbewahren – sonst kann sich Rost bilden. Die zwölf Scheren im Test hingen während 120 Stunden in einem geschlossenen Raum mit hoher Luftfeuchtigkeit. Danach zeigten nur die Scheren von Landi und Siena Garden keinen Rost an ihren Schneiden.
Abzug für leere Werbeversprechen
Die Hersteller geben auf der Verpackung an, welche Äste ihre Gartenscheren schneiden können. Bei den geprüften Scheren wurden je nach Modell 20 bis 25 Millimeter Schneidleistung versprochen. Doch nur mit den Produkten von Landi, Hornbach und Alpgarten gelang dies mühelos. Siena Garden, Jardin Royal und Fiskars schafften es laut Experten «aufgrund eines hohen Kraftaufwands gerade noch». Der Rest scheiterte. Entweder liessen sich die Modelle nicht genügend weit öffnen oder der Schnitt erforderte zu viel Kraft. Für die leeren Versprechen gab es eine halbe Note Abzug.
Laut der Migros kann die Mio-Garden-Schere «bei maximaler Öffnung» 22 Millimeter durchtrennen. Auch die Finger grosser Hände hätten zwischen den Griffen Platz. Das schreibt auch Siena Garden. Jumbo sagt, das Jardin-Royal-Produkt erfordere gemäss interner Tests «einen durchschnittlichen und angemessenen Kraftaufwand».
Laut Felco kann man sich bei der «160L Gartenschere» aufgrund der Griffform die Hand nicht einklemmen. Alpgarten sagt, beim geprüften Modell habe es bisher keine Reklamationen wegen Verletzungen gegeben.
Keine Transparenz bei Gartenscheren
In Deutschland sehen Konsumenten auf jeder Gartenschere, an wen sie sich bei Bedarf wenden können. In der Schweiz fehlt diese Angabe.
Das deutsche Produktsicherheitsgesetz verlangt, dass auf allen Scheren der Name und die Kontaktadresse des Herstellers oder Importeurs sowie die Bezeichnung stehen. Angaben auf der Verpackung genügen nicht. Hingegen gibt es in der Schweiz laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft keine solche Pflicht.
Im K-Tipp-Test waren die in Deutschland verlangten Angaben nur bei den Gartenscheren von Hornbach, Gardol und Siena Garden ersichtlich.
Keinerlei Informationen erhalten die Konsumenten bei den Gartenscheren von Landi, Migros, Jumbo und Bradas.
So hat der K-Tipp getestet
Die VPA Prüf- und Zertifizierungs GmbH in Remscheid (D) hat für den K-Tipp zwölf Einhand-Gartenscheren getestet. Laut Verpackung sollten die Scheren Äste von 20 bis 25 Millimeter schneiden können. Die Prüfpunkte im Überblick.
Kraftaufwand: Das Labor prüfte mit einem Messgerät den Kraftbedarf in der Masseinheit Newton. Dazu mussten die Scheren jeweils drei Mal einen Buchenholzdübel mit einem Durchmesser von zehn Millimetern schneiden. Auch der subjektive Kraftaufwand wurde getestet: Zwei Experten schnitten mit jedem Modell drei Mal einen frischen Birkenast.
Handlichkeit: Wie gut lassen sich die Scheren bedienen? Verfügen sie über verstellbare Öffnungsweiten und rutschfeste Softgriffe?
Ver- und Entriegeln: Wie einfach lassen sich die Scheren verriegeln und entriegeln?
Schnittbild: Gibt es Fransen, Quetschungen oder Brüche bei der Schnittstelle?
Quetschgefahr: Gibt es zwischen den geschlossenen Griffen genügend Abstand? Andernfalls können sich Benutzer die Finger oder die Handflächen einklemmen.
Rostbildung: Wie beständig sind die Produkte gegen Feuchtigkeit? Die geöffneten Scheren hingen während 120 Stunden in einer Kammer bei 40 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent. Danach wurden sie eine Stunde lang bei Raumtemperatur gelagert und anschliessend beurteilt.
Schneidleistung:Kappen die Modelle so dicke Äste wie auf der Verpackung versprochen?