Ein klassisches Birchermüesli besteht aus Haferflocken, frischen Äpfeln und Nüssen. Es enthält viele gesunde Ballaststoffe und wenig Zucker. Sogenannte Crunchy Müesli hingegen enthalten getrocknete Frucht- oder Beerenstückchen und Getreideflocken, die in Zuckersirup oder Honig getaucht wurden. Das macht sie knusprig.
saldo schickte 15 Beeren- und Frucht-Knuspermüesli ins Labor. Die Experten untersuchten den Gehalt an Saccharose (Haushaltszucker), Fruktose (Fruchtzucker) und Glukose (Traubenzucker). Diese Zuckerarten erhöhen das Risiko für Diabetes, Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Karies (siehe unten).
Bis zu 28 Prozent des Inhalts sind Zucker
Als Faustregel gilt: Bei einem Verbrauch von 2000 Kalorien pro Tag sollte man nicht mehr als 50 Gramm dieser Zuckerarten zu sich nehmen. Das entspricht 12 Würfelzuckern. Die Empfehlung stammt von der Deutschen und der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt sogar nur 25 Gramm. Produkte mit mehr als 20 Gramm Zucker pro 100 Gramm Müesli hat saldo in diesem Punkt als ungenügend bewertet. Das betraf 4 der 15 Produkte.
Am süssesten war das «Crunchy Müsli Fruit» von Kellogg’s mit total 28 Gramm Zucker auf 100 Gramm Müesli. «Ungenügend» beim Zuckergehalt waren auch das «Premium Knuspermüsli» von Spar, das «Bio Organic Crunchy Muesli Mixed Fruit» von Lidl und das «Red-Fruit-Knuspermüesli» von Coop Naturaplan.
In den meisten übrigen Produkten fand das Labor zwischen 17 und 19 Prozent Zucker. Weniger süss waren nur «Knusperone», «Verival», «Allos» und «Mymuesli». Am wenigsten Zucker enthielt «Knusperone» von Aldi. Das Labor entdeckte dort nur knapp 12 Gramm Saccharose, Glukose und Fruktose.
Normale Haferflocken enthalten
7 bis 10 Prozent Ballaststoffe. Der Ballaststoffanteil der getesteten Müesli lag im Durchschnitt bei nur 6 Prozent. Am grössten war der Anteil mit 8 Prozent beim «Naturaplan Red Fruit».
Schwermetalle und Mineralöl kein Problem
Positiv: Die geprüften Müesli enthielten höchstens geringe Spuren von Schwermetallen und Mineralölrückständen. Letztere kommen in der Produktion oder via Verpackungen in die Müesli. Die gefundenen Spuren sind gesundheitlich unbedenklich.
Spar und Lidl versprechen, den Zuckergehalt ihrer Müesli-Eigenmarken zu reduzieren. Manor schreibt, der Kunde habe die Wahl zwischen verschiedenen Flocken, Flockenmischungen, klassischen Müeslimischungen und Crunchy Müesli. Der Hafer in den Crunchy Müesli sei weniger ballaststoffreich, weil nur der Haferkern verarbeitet werde. Und: «Mit einer Zuckerreduktion wäre es kein Crunchy Müesli mehr.»
Hersteller Verival weist darauf hin, dass seine Müesli von Hand gemischt würden. Deshalb könne es zu Schwankungen im Ballaststoffgehalt kommen. Zum hohen Gesamtzuckergehalt im Müesli «Crunchy Fruit» schreibt Kellogg’s: «Wir haben in den vergangenen zehn Jahren die Zuckergehalte in verschiedenen Produkten bereits zwischen 14 und 30 Prozent reduziert.» Das Unternehmen versichert gegenüber saldo, den Zucker künftig weiter reduzieren zu wollen. Das Sortiment werde zudem laufend mit verschiedenen zuckerreduzierten Produkten ergänzt.
So wurde getestet
Ein spezialisiertes Schweizer Lebensmittellabor untersuchte im Auftrag von saldo 15 verschiedene Knusper-Beeren- und Frucht-Müesli. Mit chemischen Analysen wurde der Gehalt an Ballaststoffen, Zucker, Mineralölrückständen und Schwermetallen gemessen.
Ballaststoffe: Dabei handelt es sich um Nahrungsfasern, die zum grössten Teil unverdaulich sind. Ballaststoffe sind in der täglichen Ernährung sehr wichtig. Sie machen schneller und länger satt. Wer viel davon isst, hat ein geringeres Risiko für viele Krankheiten, die durch falsche Ernährung entstehen können. Ballaststoffe schützen vor Fettleibigkeit, Herzinfarkt, Schlaganfall und Bluthochdruck. Zudem wird die Verdauung positiv beeinflusst. Pro Tag sollte man mindestens 30 Gramm Ballaststoffe essen. Sie finden sich in Gemüse, Nüssen und Samen, ganzen Früchten oder Vollkornbrot. Wichtig: Ballaststoffmenge langsam steigern. Ist der Darm die Fasern nicht gewohnt, kann es zu Bauchweh und Blähungen kommen.
Zucker: Zu viel Zucker erhöht das Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf-Leiden, Karies und Übergewicht. Zu den negativ wirkenden Zuckern gehören Saccharose (Haushaltszucker), Fruktose (Fruchtzucker) und Glukose (Traubenzucker) aus Säften, Fruchtkonzentraten, Honig und Sirup. Nicht zum «bösen» Zucker gezählt, wird die Süsse, die in frischem Obst, Gemüse und Milch steckt. Weshalb? Frische Früchte sättigen durch das grosse Volumen sehr schnell. Aufgrund des hohen Wassergehalts isst man nur wenig davon und nimmt deshalb verhältnismässig wenig Zucker auf. In den geprüften Knusper-Müesli stecken ge- trocknete Fruchtstückchen. Bei ihnen fehlt das Wasser. Die Gefahr ist also gross, dass man so zu schnell zu viel Zucker aufnimmt. Gedörrte Früchte sollte man aufgrund der hohen Zuckerdichte nur wenig essen. In einigen Fertigmüesli sind die Fruchtstückchen sogar zusätzlich gesüsst. saldo hat deshalb die in den Müesli enthaltene Gesamtmenge an Saccharose, Fruktose und Glukose bewertet
Schwermetalle: Die Experten suchten nach Quecksilber, Kadmium, Kupfer, Arsen, Zink, Zinn und Blei. Gefunden wurden Spuren von Kadmium in einem sehr tiefen Bereich über 0,01 Milligramm pro Kilogramm Müesli. Das Metall Kadmium kann Nieren und Knochen schädigen.
Mineralölrückstände: Die Mineralöl-Kohlenwasserstoffe Moah und Mosh können über die Umwelt, bei der Produktion und über die Verpackung in Lebensmittel gelangen. Moahs haben in Tierversuchen krebserregende Wirkung gezeigt, Mosh reichern sich im Körper an und können die Leber oder Lymphknoten schädigen. Moahs hat das Labor nicht gefunden, Mosh nur in Spuren.
Auch Zuckeralternativen haben Nachteile
Ahornsirup, Birnendicksaft, Agavendicksaft, Melasse und Honig: Sie enthalten nebst Mineralien und Vitaminen grösstenteils Fruktose und Glukose. Diese lassen zwar den Blutzuckerspiegel etwas weniger schnell ansteigen als Haushaltszucker. Aber Fruktose verschlechtert die Blutfette und fördert die Insulinresistenz. Das kann zu Diabetes führen.
Birkenzucker: Enthält den kalorienarmen Süssstoff Xylit.
Birkenzucker schmeckt neutral, lässt den Blutzuckerspiegel kaum ansteigen und schont die Zähne. Birkenzucker kann allerdings zu Blähungen und Durchfall führen.
Steviolglycoside: Der Süssstoff wird industriell aus der Stevia-Pflanze gelöst (
saldo 18/2017). Er ist kalorienarm, schont die Zähne und lässt den Blutzuckerspiegel kaum ansteigen.
Erythrit: Erythrit ist ein Zuckeralkohol und weniger süss als Haushaltszucker. Er ist kalorienarm und erhöht den Blutzuckerspiegel kaum. Nachteil: Erythrit kann blähend und abführend wirken.
Braune Zucker, Palmzucker: Bestehen aus Saccharose. Beeinflussen den Blutzuckerspiegel gleich stark wie Haushaltszucker.
Rezept für selbstgemachtes Birnen-Mandel-Müesli
Für 4 Portionen Birnen-Mandel-Müesli benötigt man 8 Esslöffel (EL) Haferflocken, 4 EL Mandelstifte, 4 frische Birnen, 4 Teelöffel (TL) Leinsamen (geschrotete Leinsamen wirken stärker als ganze Leinsamen), 4 TL Haferkleie und 6 Deziliter Milch. Einfach die gewürfelten Birnen in eine Schüssel geben und die restlichen Zutaten daruntermischen. Wer mag, kann die Haferflocken und Mandelstifte vorgängig ineiner beschichteten Pfanne ohne Fett leicht rösten.