Einige Repair-Shampoos sollte man meiden. Nach der Anwendung brechen mehr Haare, als wenn man sie nur mit Wasser gewaschen hätte – obwohl die Shampoos eigentlich strapaziertes Haar schützen sollten. Das zeigt der Test des K-Tipp mit zwölf Produkten. Geprüft wurde, wie viel Haar trotz Shampoos beim Kämmen bricht (siehe «So wurde getestet»).
Die getesteten Repair-Shampoos unterschieden sich in der Schutzwirkung enorm. Je nach Produkt brachen zwischen 0,4 Prozent («Salonplex Reparatur Revolution» von Syoss) und 9,1 Prozent der Haare («Cien Pro Vitamin Shampoo Repair & Care» von Lidl). Zum Vergleich: Bei nur mit Wasser gewaschenen Haarsträhnen brachen 4,3 Prozent der Haare ab. Produkte, bei denen die Strähnen mehr Haare verloren als mit Wasser gewaschene, erhielten eine ungenügende Teilnote. Das waren die Repair-Shampoos von Guhl, Herbal Essences, Kérastase und Lidl. Das Kérastase-Produkt war mit rund 27 Franken pro Flasche das teuerste im Test – es landete hinter dem Shampoo von Herbal Essences auf dem letzten Platz.
Viele problematische Duftstoffe entdeckt
Insgesamt fielen sieben der zwölf Produkte durch. Sie schützten nicht gut vor Haarbruch oder enthielten unerwünschte Substanzen. Die Experten entdeckten in fast allen Shampoos heikle Duftstoffe. Diese können bei sensibler Haut Rötungen und Schwellungen auslösen.
Die meisten problematischen Duftstoffe fanden die Experten im «Kamillen & Amaranth Repair-Shampoo» von Rausch. Das Schweizer Unternehmen mit Sitz in Kreuzlingen TG mischt neun allergene Duftstoffe in sein Produkt – darunter die stark allergene Substanz «Cinnamyl Alcohol». Mit solchen Stoffen setzen die Hersteller ihre Kunden einem unnötigen Risiko aus.
Fast jedes zweite Shampoo enthielt HHCB. Der künstliche Duftstoff gehört zu den polyzyklischen Moschusverbindungen. Sie gelangen durch die Haut und die Atmung ins Blut und reichern sich im Fettgewebe an. Dank Moschusverbindungen halten Düfte länger auf der Haut. Stossend: Die Stoffe müssen auf der Verpackung nicht deklariert werden.
Die meisten Produkte enthalten Silikone
Neun der zwölf Produkte enthalten laut Verpackungsangaben aus Kunststoff hergestellte Silikone. Diese legen sich wie ein Schutzschild ums Haar und machen es so besser kämmbar. Silikon-Gegner sagen, dass die Substanz das Haar beschwere und «platt» mache. Laut Deklaration silikonfrei sind die Shampoos von Rausch, Kérastase und Pantene Pro-V. Allerdings enthalten alle drei Produkte kritische Duftstoffe.
Die meisten Hersteller erklären, ihre Produkte könne man bedenkenlos anwenden. Duftstoffe würden nur innerhalb gesetzlicher Grenzwerte eingesetzt. Allergiker könnten heikle Substanzen dank der Angabe auf der Verpackung meiden. Rausch bestätigt, dass die Testergebnisse der Duftstoff-Allergene zutreffend sind.
Die Produzenten von Gliss und Guhl schreiben, eigene Untersuchungen hätten eine «wesentlich stärkere Reduktion des Haarbruchs» gezeigt. Lidl sagt, man «leite gegebenenfalls notwendige Schritte ein».
So wurde getestet
Das Labor SGS Institut Fresenius in Taunusstein (D) prüfte für den K-Tipp zwölf Repair-Shampoos. Das waren die Kriterien.
Wirksamkeit: Wie viel Haar bricht mit welchem Repair-Shampoo? Zuerst wurden je ein Gramm schwere Haarsträhnen blondiert und so geschädigt. Nach 48 Stunden trugen die Experten das jeweilige Shampoo auf je fünf Strähnen auf, massierten es ein und wiederholten dies. Die Experten liessen das Produkt zwei Minuten einwirken und wuschen es aus. Dann wurden die getrockneten Haare 20 000 Mal maschinell gekämmt. Abgebrochene Haarstücke wurden gewogen. Parallel dazu ermittelte das Labor, wie viel Haar ohne Shampoo bricht: Die Experten kämmten fünf nicht shampoonierte Strähnen. Das Gewicht der dabei abgebrochenen Haare diente als Vergleichswert.
Duftstoffe: 26 Duftstoffe mit erhöhtem Allergiepotenzial müssen ab 100 mg/kg auf Shampoo-Flaschen deklariert sein. Der K-Tipp zog ab 100 mg/kg für schwach allergene Duftstoffe 0,1 Noten ab, für stark allergene Duftstoffe eine ganze Note.
Polyzyklische Moschusverbindungen, Cashmeran: Diese Duftstoffe gelten als gesundheitlich problematisch. Für Moschusverbindungen gab es einen Abzug von 0,5 Noten. Cashmeran kam nicht vor.
Dioxan: Mögliche Verunreinigung in Shampoos. Der Stoff steht im Verdacht, Krebs zu verursachen. Das Labor fand in keinem Produkt Dioxan.
«Mehr Kinder mit Allergie-Symptomen»
Peter Schmid-Grendelmeier, Leiter der Allergiestation der Dermatologischen Klinik am Universitätsspital Zürich (Bild), zu problematischen allergenen Stoffen in Kosmetika.
Im K-Tipp-Test enthielten elf von zwölf Repair-Shampoos allergene Duftstoffe. Überrascht Sie das?
Nein. Nebst Nickel sind allergene Duftstoffe die häufigste Ursache von Kontaktekzemen. Wir behandeln deswegen mehrmals pro Monat Patienten. An der betreffenden Stelle entzündet sich die Haut, schwillt an, es können sich Bläschen bilden. Je häufiger Betroffene Kontakt mit den Stoffen haben, desto schneller und stärker reagieren sie. Im Extremfall leiden sie unter Atemnot.
Leiden heute mehr Leute an Duftstoffallergien als früher?
Ja, das merken wir an der Zahl der Patienten. Die Kosmetikindustrie reichert ihre Produkte mit Duftstoffen an, um sie attraktiver zu machen. Seit die Hersteller die Kinder als Zielpublikum entdeckt haben, kommen zudem vermehrt kleine Patienten mit Symptomen zu uns.
Wie können sich Betroffene schützen?
Sie sollten das Kleingedruckte auf der Verpackung lesen. Die Hersteller müssten allergene Duftstoffe deklarieren. Leider erfolgt das nicht immer konsequent. Dann laufen Betroffene in den Hammer. Grundsätzlich sind Produkte wie Haarfärbemittel und Bodylotions, die auf der Haut bleiben, für Allergiker riskanter als solche, die man gleich wieder abwäscht.