Viele Veloschlösser taugen nichts
Statt sicherer Veloschlösser wird viel schlechte Ware gekauft. Im Test waren die Kabelschlösser untauglich und das einzige Panzerkabelmodell schwach. Überzeugt haben vier Bügelschlösser.
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K-Tipp 6/2007
28.03.2007
Rolf Muntwyler
Velo geklaut? Sie teilen dieses Schicksal mit jährlich 46 000 anderen Velofahrern der Schweiz. Ein gutes Bike kostet schnell einmal 1000 Franken. So hoch ist denn auch die durchschnittliche Schadensumme, die zum Beispiel die Winterthur Versicherungen bei Velodiebstahl auszahlen.
Bei einem teuren Bike lohnt sich eine grössere Investition in ein Schloss. Sind aber teure Schlösser wirklich sicherer als billige?
K-Tipp, Kassensturz und «Velojournal» haben 6 einfache Kabels...
Velo geklaut? Sie teilen dieses Schicksal mit jährlich 46 000 anderen Velofahrern der Schweiz. Ein gutes Bike kostet schnell einmal 1000 Franken. So hoch ist denn auch die durchschnittliche Schadensumme, die zum Beispiel die Winterthur Versicherungen bei Velodiebstahl auszahlen.
Bei einem teuren Bike lohnt sich eine grössere Investition in ein Schloss. Sind aber teure Schlösser wirklich sicherer als billige?
K-Tipp, Kassensturz und «Velojournal» haben 6 einfache Kabelschlösser und 7 massivere Modelle getestet: neben 5 Bügelschlössern auch ein Panzerkabel- und ein sogenanntes Faltschloss.
Getestet wurde der Schutz gegen
- Picking: Bei dieser Methode öffnen Diebe die Schlosszylinder mit Spezialwerkzeug ohne Gewalt. Versierte Hobby-Schlossöffner - Mitglieder des Hamburger Vereins «Sportsfreunde der Sperrtechnik» - bewerteten die Schlosszylinder.
Im Labor imitierte die Empa vier gewaltsame Diebstahlmethoden:
- Durchtrennen mit Zange
- Zertrümmern mit Hammer; Bügel oder Ketten mit Kältespray spröde gemacht
- Durchtrennen mit Winkelschleifer
- «Zerreissen» mit Brechstange
Zusätzlich bewertete das «Velojournal», wie einfach das Schloss an Pfosten festzumachen ist, wie gut sich der Zylinder öffnen lässt und wie praktisch die Befestigung am Velo ist.
Die Kabelschlösser fielen alle durch
Der Test zeigt: Mit dem Schutz fürs Velo ist es bei vielen Schlössern nicht weit her. Mehr als die Hälfte hat im K-Tipp-Test versagt, darunter alle Kabelschlösser.
Ein Schloss ist deutlich besser als alle Konkurrenten: Mit dem Bügelschloss Kryptonite EV2000 kann man sein Velo ruhig stehen lassen. Mit 4 der 5 Diebstahlmethoden liess es sich nicht oder nur mit Mühe bezwingen. Nur beim Durchschneiden mit Winkelschleifer hat es die Bestnote verpasst. Ein einziges Bügelschloss - Locksmith High Security - bietet in diesem Punkt mehr Sicherheit. Doch dieses Modell versagte im Picking-Test vollkommen, es ist mit Spezialwerkzeug (oder sogar mit einem Kugelschreiber) im Nu zu öffnen.
Neben dem Testsieger schneiden drei weitere Schlösser mit dem Gesamturteil «gut» ab. Nur 20 Franken kostet das Bügelschloss von Citadel, das jedoch gegen Diebe mit Winkelschleifer nicht viel taugt. Ärgerlich sind auch die knappen Masse, die das Befestigen an Pfosten erschweren.
Erstaunlich ist, dass Kabelschlösser trotz des lausigen Diebstahlschutzes immer noch zuhauf verkauft werden. Offenbar lassen sich Käufer vom tiefen Preis und vom geringen Gewicht blenden.
Archiv im Netz
Unter www.ktipp.ch finden Sie sämtliche Tests aus dem K-Tipp seit Januar 2000. Der Bezug eines Tests im PDF-Format (inkl. Tabellen) kostet 3 Franken.
Sicherheit fürs Velo
- Kaufen Sie kein Kabelschloss und schon gar keins unter 10 Franken: Es taugt höchstwahrscheinlich nichts.
- Trotzdem: Ein einfaches Schloss schützt immerhin vor Gelegenheitsdieben.
- Wichtig: Schloss immer um Rahmen und Rad befestigen, wenn möglich an einen Pfosten binden.
- Generell sind robuste und schwere Schlösser sicherer. Über die Sicherheit des Zylinders sagen Dicke und Gewicht des Schlosses aber nichts aus.
- Der Schlüssel gibt einen wichtigen Hinweis auf die Sicherheit des Schlosses gegen Picking (siehe Haupttext). Schlüssel ganz ohne Bart (Tubularschlüssel, Bild 1) machen Dieben das Leben leicht. Auch Schlüssel mit einfachem Bart (2) machen es Schlosspickern einfach. Löcher oder Halbkugeln auf den Seiten des Schlüssels sind ein Hinweis auf ein sichereres Schloss (Stiftschloss, 3). Sicher gegen Schlosspicker sind Drehscheibenschlösser. Markenzeichen: Schlüssel mit seitlich abgewinkelten Einschnitten (4).
(rom)