Vier Shampoos, die Ihnen kein Haar krümmen
Giftcocktail oder schonende Pflege fürs Haar? Das mit Abstand günstigste Shampoo im Test gehörte zu den vier «sehr empfehlenswerten» Produkten.
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K-Tipp 3/2005
09.02.2005
Rolf Muntwyler - rom@ktipp.ch
Die Hersteller von Haarshampoos sind mit der Auswahl der Inhaltsstoffe nicht immer zimperlich. Tests zeigen regelmässig auf, dass sich hinter scheinbar schonenden Pflegeprodukten viele heikle Substanzen verstecken - Anlass für den K-Tipp, 12 Haarshampoos auf gesundheitlich bedenkliche Substanzen zu untersuchen. Für diesen Test wurde jeweils die Nummer eins der meistverkauften Shampoomarken ins Labor geschickt. Zusätzlich geprüft wurden die Migros-Eigenmarke Curl, das M-Budget-Kräutershampo...
Die Hersteller von Haarshampoos sind mit der Auswahl der Inhaltsstoffe nicht immer zimperlich. Tests zeigen regelmässig auf, dass sich hinter scheinbar schonenden Pflegeprodukten viele heikle Substanzen verstecken - Anlass für den K-Tipp, 12 Haarshampoos auf gesundheitlich bedenkliche Substanzen zu untersuchen. Für diesen Test wurde jeweils die Nummer eins der meistverkauften Shampoomarken ins Labor geschickt. Zusätzlich geprüft wurden die Migros-Eigenmarke Curl, das M-Budget-Kräutershampoo sowie je ein Produkt von Weleda und Body Shop.
Zwei Shampoos waren «sauber»: Weleda Kastanien-Shampoo und Nivea Hair Care Glanz enthielten keine der untersuchten heiklen Substanzen. Das ist erstaunlich, weil die deutsche Zeitschrift «Öko-Test» im Nivea-Shampoo vor anderthalb Jahren allergisierende Duftstoffe nachwies. Laut Hersteller wird es mit neuer Rezeptur verkauft. Bei Weleda erstaunt das gute Ergebnis nicht, da die Firma auf natürliche Substanzen setzt.
Das Gesamturteil «sehr empfehlenswert» haben zudem Olive Glossing Shampoo von Body Shop und das M-Budget-Shampoo erhalten. Die knapp messbaren Mengen Formaldehyd bei Body Shop und des Weichmachers Diethylphthalat bei M-Budget sind unbedenklich.
Damit ist das Pflegeprodukt der Migros-Billiglinie klarer Preis-Leistungs-Sieger: Mit 32 Rappen pro 100 Milliliter kostet es 6-mal weniger als Testsieger Nivea Hair Care Glanz, 16-mal weniger als Body Shop Olive Glossing Shampoo und gar 30-mal weniger als das Kastanienshampoo von Weleda.
Am anderen Ende der Testresultate finden sich Pantene von Procter & Gamble sowie Elsève und Kérastase von L'Oréal. Alle drei Shampoos enthalten grössere Mengen Diethylphthalat und Formaldehyd, Elsève und Pantene auch Moschusverbindungen. Die Hersteller berufen sich darauf, dass die verwendeten Inhaltsstoffe keine gesetzlichen Bestimmungen verletzten.
Zu der Duftstoff-Gruppe der Moschusverbindungen schreibt die Direktorin von L'Oréal, Béatrice Guillaume-Grabisch, dass sich ein EU-Expertenkomitee «kürzlich positiv zur Verwendung der polyzyklischen Moschusverbindungen Galaxolide und Tonalide» geäussert habe.
«Finger weg von solchen Produkten»
Der Forscher und Umwelttoxikologe Volker Mersch-Sundermann von der deutschen Universität Giessen sieht das anders: «Von solchen Produkten würde ich die Finger lassen. Man weiss einfach nicht genug über diese Stoffe.»
L'Oréal schreibt weiter, Formaldehyd-Abspalter könnten in «sehr niedrigen Konzentrationen oder Spuren» vorkommen. Die gemessenen 210 Milligramm als «Spuren» zu bezeichnen ist auf jeden Fall untertrieben. Procter & Gamble unterstreicht ebenfalls, die gemessenen Konzentrationen in ihrem Shampoo seien «nicht krebserregend und völlig sicher».
Procter & Gamble und L'Oréal betonen, dass Diethylphthalat (DEP) in den eingesetzten Mengen unbedenklich sei. Jürgen Angerer, Professor am Institut für Arbeits- und Umweltmedizin der deutschen Uni Erlangen und Forscher auf dem Gebiet der Phthalate, hat Vorbehalte. DEP sei zwar im Vergleich zum kritischsten aller Phthalate, dem DEHP, relativ harmlos, vermindere aber ebenfalls die Fortpflanzungsfähigkeit. Problematisch sei, dass Phthalate von der Industrie in immensen Mengen eingesetzt würden und sich in der Umwelt ansammelten.
Risiken für die Gesundheit
Moschusverbindungen (Tonalide, Galaxolide)
Moschusverbindungen können in höheren Dosen zu Organschäden führen.
Diethylphthalat (DEP)
Phthalate, auch Diethylphthalat (DEP), stehen in Verdacht, Leber, Nieren und Fortpflanzungsorgane zu schädigen. Auch sind sie für die Umwelt problematisch, da sie sich nicht abbauen. Mit DEP wird Alkohol vergällt, das heisst ungeniessbar gemacht.
Formaldehyd(-Abspalter)
Der Stoff reizt schon in geringen Mengen die Schleimhäute, kann Allergien auslösen und ist krebsverdächtig. Da er flüchtig ist, kann er leicht in die Atemwege gelangen. Er wird zum Konservieren gebraucht.
Duftstoffe, die Allergien auslösen können 26 Duftstoffe mit Allergierisiko müssen - laut EU - in Zukunft in Kosmetika deklariert werden. Doch gibt es grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Substanzen.
Für den deutschen Informationsbund dermatologischer Kliniken ist es deshalb nicht sinnvoll, allen das gleiche Allergiepotenzial zuzuschreiben. Bei einigen Duftstoffen der 26er-Liste seien nur ganz wenige Allergiefälle bekannt - und dies, obwohl viele Kosmetika und Haushaltsprodukte die Substanzen enthalten.
Der K-Tipp bewertet deshalb nur 13 Stoffe der 26er-Liste als heikel. So hält es übrigens auch das Magazin «Öko-Test».
(rom)
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