E-Learning – also Lernen am Computer – eignet sich besonders, um Wortschatz und Grammatik sowie Hören und Leseverständnis zusätzlich zu trainieren», sagt Michael Langner, Direktor des Selbstlernzentrums Fremdsprachen der Universität Freiburg.
Der Experte rät Sprachschülern, die CD-ROMs ergänzend zu Audio-CDs, Büchern und zum normalen Sprachunterricht einzusetzen. Nur bedingt tauglich sei das Üben am Computer, um die Aussprache zu verbessern. «Die digitale Spracherkennung ist noch zu wenig ausgereift», sagt Langner.
Vorteil: Lernen kann man überall
Ansonsten hat das Lernen am Computer einige Vorteile: Lernende sind nicht an Zeit und Ort gebunden. Es gibt keine festen Stunden- und Lehrpläne – und üben kann man überall. Zudem muss der Schüler am Bildschirm stets aufmerksam sein.
Die Auswahl an elektronischen Sprachkursen ist gross. Allein für Englisch gebe es rund 80 Programme, schätzt die internationale Arbeitsgruppe Elias (Evaluation von Lern-Software und Internetangeboten im Sprachenbereich), der Langner angehört.
Lernziel der Software ist Matura-Niveau
Der K-Tipp hat sechs der am häufigsten gekauften Programme von Elias-Experten und von Anwendern testen lassen. Ausgewählt wurden Produkte, die niveaumässig beim KV-Abschluss einsetzen und den Lernenden auf Maturitätsniveau (Stufe B2) bringen sollen: Mindestens drei Lernprogramme empfehlen alle Testpersonen:
Testsieger «Tell me More» von Auralog schneidet auch beim Korrigieren der Aussprache am besten ab. Ebenfalls gute Noten erhalten «Englisch Kurs 2.0» (Langenscheidt) sowie «Der grosse Aufbaukurs Englisch» (Pons/Klett). Beide Programme behandeln methodisch abwechslungsreich Themen rund um Alltag, Beruf und Studium.
Für «Interaktive Sprachreise: Sprachkurs 2 Englisch» ist das Schlussurteil «genügend». Methodisch ähnelt das Programm zudem sehr einem normalen Lehrbuch. Bei «Easy Learning Englisch International 101, Fortgeschrittene» hingegen scheiden sich die Geister: Während die Anwender das Programm für «befriedigend» halten, bemängeln die Experten die eintönigen und anspruchslosen Übungen.
Einig sind sich alle Notengeber über die mangelhafte Qualität von Assimils «Englisch ohne Mühe». Die Lern-Software wirke handgestrickt und sei ihren hohen Preis nicht wert.
Assimil-Geschäftsführer Philippe Gagneur meint zum schlechten Abschneiden: «Unser Produkt mag auf Anhieb etwas spartanisch scheinen. Würde es aber in einem Langzeittest beurteilt, erbrächte es bessere Resultate als vergleichbare Produkte.» Dennoch komme bald eine überarbeitete Version auf den Markt.
Auffällig im Test: Die besten Sprachkurse kosten im Schnitt gerade mal halb so viel wie die zwei schlechtesten. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet «Der grosse Aufbaukurs Englisch» für 63 Franken.
Stärken und Schwächen der sechs Programme:
Tell me More
Didaktisch und grafisch gut aufbereitet. Übungen anhand von Filmausschnitten sorgen für Spass und Abwechslung. Verschiedene Übungstypen helfen, alle Fähigkeiten der Lernenden gleichermassen zu fördern. Das Programm reagiert schnell und bietet die Wahl zwischen britischem und US-Englisch. Im günstigen Preis ist ein Headset (Kopfhörer und Mikrofon) inbegriffen.
Englisch Kurs 2.0
Überzeugt mit einem freundlichen und klaren Design. Abzüge gibts für die schwierige Installation (auf Windows XP und Vista) sowie für die langen Ladezeiten.
Der grosse Aufbaukurs Englisch
Ein solides Lerninstrument mit Schwerpunkt Reden und Alltagssprache. Mängel: Die Menüführung ist zu kompliziert, und das Lieferpaket enthält weder Benutzer- noch Lernbegleitbuch. Gut: Das Programm funktioniert als einziges auch auf Mac.
Interaktive Sprachreise: Sprachkurs 2 Englisch
Gutes Aussprachetraining und abwechslungsreiche Infos zum Land. Kritikpunkt der Experten: keine klaren Lernziele. Die Nutzer bemängelten die Bedienung und vermissten spielerische Übungen.
Easy Learning Englisch International 101, Fortgeschrittene
Hier gilt es, eisern und auf nüchterne Weise Grammatik und Vokabeln zu büffeln. Dem Programm fehlen spielerische Elemente. Die Konversation vermag das versprochene Niveau einigermassen zu halten, die schriftlichen Übungen leider nicht. Schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis!
Englisch ohne Mühe
Die Methodik basiert darauf, dass man zuerst das Lernbuch durchackert und sich dann vor den Computer setzt – um dort mit eintönigen Übungsformen gelangweilt zu werden.
Sprachniveau – von A1 bis C2
Vor dem Kauf eines Lernprogramms muss man unbedingt klären, für welche Anforderungsstufe es konzipiert ist.
Einen von der Lernsoftware getrennten und kostenlosen Einstufungstest bietet nur Digital Publishing an – unabhängig vom eventuellen Kauf der CD-ROM. Die Skala von A1, A2, B1, B2 bis zu C1 und C2 definiert die sechs Niveaus beim Sprachenlernen: A1 zum Beispiel ist für Anfänger.
Faustregel für die richtige Selbsteinschätzung: Maturanden mit der Note 5 in Englisch liegen zwischen Niveau B1 und B2. KV-Absolventen mit einer 5 haben Niveau A2.
So wurde getestet
Die Software prüften und bewerteten vier Anwender, die vor einem halben Jahr die Matura gemacht haben, sowie Experten der internationalen Arbeitsgruppe für Sprachen Elias. Das waren die Kriterien:
- Lerninhalte: Die Anwender benoteten Abwechslung und Spannung (Themenmix aus Bildern, Videos, Stimmen, Musik und Tönen), die Experten, wie gut Wortschatz- und Grammatikübungen sind.
- Zudem prüften sie die Sprachaktivitäten – also Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben – sowie, ob und wie interkulturelles Wissen vermittelt wird.
- Didaktik, Methodik: Anwender und Experten prüften Interaktivität, Lernkontrollen, Rückmeldungen, Medieneinsatz, Strukturierungs- sowie Lernhilfen und Möglichkeiten, einzelne Bereiche individuell zu nutzen.
- Anwenderfreundlichkeit: Sind Installation und Navigation einfach? Ist der Kurs übersichtlich, bedienerfreundlich gestaltet?
Für die Gesamtnote zählte das Urteil der Anwender zu zwei Dritteln, das der Experten zu einem Drittel.