Volumenshampoo: Im besten Fall ein guter Kompromiss
Teuer ist nicht besser: Günstige Volumenshampoos tun ihren Dienst ebenso gut wie die teure Konkurrenz. Und: In einigen der getesteten Produkte stecken schädliche Stoffe.
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K-Tipp 15/2011
17.09.2011
Letzte Aktualisierung:
20.09.2011
Jeannette Büchel
Egal, ob getönt, schuppig, lockig, schnell fettend, trocken oder dünn: Für jedes Haar gibt es das passende Shampoo. Wer feines Haar hat, steht häufig vor dem Problem, dass die Haare rasch schlaff und kraftlos aussehen. Ein Volumenshampoo soll hier für Abhilfe sorgen. Die Werbesprüche der Hersteller versprechen viel: «Starker Halt und traumhaft weiches Haar», «Lebendigkeit und lang anhaltendes Volumen» oder «Locker fallendes Haar voll...
Egal, ob getönt, schuppig, lockig, schnell fettend, trocken oder dünn: Für jedes Haar gibt es das passende Shampoo. Wer feines Haar hat, steht häufig vor dem Problem, dass die Haare rasch schlaff und kraftlos aussehen. Ein Volumenshampoo soll hier für Abhilfe sorgen. Die Werbesprüche der Hersteller versprechen viel: «Starker Halt und traumhaft weiches Haar», «Lebendigkeit und lang anhaltendes Volumen» oder «Locker fallendes Haar voller Schwung» – so werden die Shampoos angepriesen.
Der K-Tipp wollte wissen, was an diesen Versprechungen dran ist, und schickte zwölf der meistverkauften Shampoos in zwei verschiedene Labors. Dort überprüften die Experten zum einen die Wirksamkeit der Produkte, zum andern suchten sie nach problematischen Inhaltsstoffen (siehe «So wurde getestet»).
Fazit des umfangreichen Tests: Wunder darf man keine erwarten – Spitze ist keines der Shampoos. Die besten Produkte meistern ihre Aufgabe gerade mal «gut». Kleiner Trost: Unerwünschte Substanzen fand das Prüflabor nur in drei der zwölf Shampoos.
Gute Noten auch für Billigprodukte
Einmal mehr zeigt der K-Tipp-Test: Der Preis und die Werbesprüche der Hersteller sagen nichts über die Qualität eines Shampoos aus. Testsieger ist das Orangenmilch- Volumen-Shampoo von Lavera – mit über 5 Franken pro 100 Milliliter das zweitteuerste im Test. Es erhielt die Gesamtnote 5. Praktisch gleichauf liegen die – mit Ausnahme von Rausch – viel günstigeren Produkte von Aldi, Migros, Nivea, Lidl, Timotei und Coop. Sie alle erreichten ein gutes Gesamturteil. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten die Shampoos der Discounter: Diejenigen von Aldi und Lidl kosten gerade mal 50 Rappen pro 100 Milliliter.
Shampoos enthalten vor allem Wasser und Tenside. Das sind waschaktive Substanzen sowie Hilfsstoffe, die beispielsweise der Pflege dienen oder für den Duft verantwortlich sind. Ein Shampoo für feines Haar sollte idealerweise zwei Dinge gleichzeitig können: das Haar voluminöser machen und es pflegen. Doch das ist nicht einfach zu erreichen. Denn für viel Volumen sollte den Haaren Fett entzogen werden, sodass sie möglichst auf Abstand zueinander bleiben. Wird das Haar allerdings zu stark entfettet, kann es trocken und strohig werden. Aus diesem Grund fügen die Hersteller den Shampoos Pflegestoffe bei, die Glanz und Kämmbarkeit des Haars verbessern. Werden diese allerdings zu hoch dosiert, machen sie das Haar schwer – was wiederum sein Volumen verringert.
Die Hersteller müssen also versuchen, zwischen Volumen und Pflegeeigenschaften einen Kompromiss zu finden. Weil das eine immer zu Lasten des anderen geht, gibt es kein Produkt, das punkto Volumen herausragend ist. Betrachtet man nur den Anwendungstest, überzeugt das Pantene-Shampoo am meisten: Es erreichte sowohl beim Volumen wie auch beim Glanz und bei der Kämmbarkeit die Note 5,1. Nur: Das beste Shampoo im Anwendungstest enthält die Problemsubstanzen Formaldehyd und Polyzyklische Moschusverbindungen. Deshalb rutschte es in der Tabelle auf den letzten Platz. L’Oréal und Wella wurden ebenfalls abgewertet.
Neben Pantene erzielten Wella und Testsieger Lavera die besten Noten für den Prüfpunkt Volumen. Nur ein Shampoo verpasste bei diesem wichtigen Kriterium knapp die Note gut: Syoss Volume Lift schnitt bloss genügend ab. Der Grund: Das Volumen überzeugte nicht, und das Haar wirkte etwas beschwert. Das könnte ein Hinweis auf einen zu hohen Anteil an Pflegestoffen sein.
Entwirren: Pantene-Shampoo am besten
Nach dem Waschen sollte sich das Haar leicht entwirren und kämmen lassen. Am besten gelingt das mit dem Pantene-Shampoo. Ebenfalls gute Noten erreichten Lavera, Nivea, Timotei und L’Oréal. Deutlich schlechter lassen sich die Haare bei Syoss und Rausch kämmen – dafür gabs die Note 4,5.
Der K-Tipp hat den Herstellern die Testergebnisse vorgelegt. Catherine Schneider von Rausch schrieb, dass es schwierig sei, ein Shampoo nach einmaliger Anwendung zu beurteilen. Peter Eichenberger von Henkel erklärte, dass Syoss speziell für optimales Volumen entwickelt worden sei. Dadurch reduziere sich die Entwirrbarkeit.
Erfreulich: Lavera senkt die Preise – ab Oktober kostet der Testsieger nur noch Fr. 11.50 (bisher Fr. 14.10).
So wurde getestet
Das Institut Dr. Schrader Creachem in Holzminden (D) prüfte im Teststudio die Shampoos in der Anwendung. Im sogenannten Halbseitentest beurteilten geschulte Coiffeusen jedes Shampoo an 22 Probandinnen. Dabei wuschen sie die Haare der Frauen zweimal, föhnten sie und beurteilten Folgendes:
- Volumen: Wie viel Sprungkraft und Fülle hat das Haar? Wirkt es beschwert? Sind die Haare elektrostatisch aufgeladen? Lassen sie sich gut frisieren?
- Glanz: Sieht das Haar glänzend und gepflegt aus?
- Kämmbarkeit: Lässt sich das Haar nass und trocken gut entwirren und kämmen? Ist es weich im Griff?
- Entnahme und Verteilbarkeit: Lässt sich das Shampoo gut dosieren und im Haar verteilen?
- Schaum: Ist er stabil und feinporig? Schäumt das Produkt gut?
- Auswaschbarkeit: Lässt sich das Shampoo ohne Rückstände wieder auswaschen?
Das Labor Eurofins Consumer Product Testing in Hamburg (D) untersuchte für den K-Tipp, ob bedenkliche Stoffe in den Cremes stecken:
- Formaldehyd: Wird über Atemwege und Haut aufgenommen. Kann Krebs auslösen, wenn es eingeatmet wird. Zudem ist es ein starkes Allergen.
- Duftstoffe mit hohem Allergiepotenzial: Es gibt 26 Duftstoffe, die deklariert werden müssen, wenn ein Produkt davon mehr als 100 mg/kg enthält. Die Duftstoffe sind gemäss ihrem Allergiepotenzial in vier Kategorien eingeteilt. Als heikel gelten die Stoffe der Kategorien A und B.
- Polyzyklische Moschusverbindungen: Die Duftstoffe reichern sich im menschlichen Körper an und sind schlecht abbaubar. Es gibt Hinweise, dass einige Substanzen schwach erbgutverändernd wirken und den Hormonhaushalt beeinflussen.