Wenig Schutz für teures Geld
Fast die Hälfte der getesteten Pflegemittel für Kontaktlinsen schützen nur ungenügend vor heiklen Keimen und Verunreinigungen.
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K-Tipp 15/2012
18.09.2012
Andreas Schildknecht, Leiter Testredaktion
Kontaktlinsen sind zwar praktisch, bergen aber Risiken: Fasst man sie mit ungewaschenen Händen an oder spült man sie bloss mit Wasser ab, können Keime ins Auge geraten. Deshalb sollte man Kontaktlinsen über Nacht in ein Pflegemittel einlegen, womit Krankheitserreger abgetötet werden.
Doch wie gut desinfizieren diese Mittel? Der K-Tipp liess im Labor 15 Produkte auf diesen Punkt prüfen (siehe Kasten «So wurde getestet»). 700 000 Pers...
Kontaktlinsen sind zwar praktisch, bergen aber Risiken: Fasst man sie mit ungewaschenen Händen an oder spült man sie bloss mit Wasser ab, können Keime ins Auge geraten. Deshalb sollte man Kontaktlinsen über Nacht in ein Pflegemittel einlegen, womit Krankheitserreger abgetötet werden.
Doch wie gut desinfizieren diese Mittel? Der K-Tipp liess im Labor 15 Produkte auf diesen Punkt prüfen (siehe Kasten «So wurde getestet»). 700 000 Personen in der Schweiz tragen Kontaktlinsen, ein Grossteil benutzt weiche Linsen. Darum hat der K-Tipp Pflegemittel für solche Produkte getestet. Davon gibt es zwei verschiedene Typen: einerseits All-in-One-Lösungen fürs Reinigen, Desinfizieren und Benetzen der Kontaktlinsen, andererseits die Peroxidsysteme: Sie desinfizieren lediglich. Wer seine Linsen benetzen will, braucht zusätzlich eine Kochsalzlösung.
Die Testresultate: Nur zwei Produkte erhielten die Gesamtnote «sehr gut». Nur sie vernichten alle fünf getesteten Keimarten effizient. Die Hälfte der untersuchten Produkte desinfizieren jedoch zu schwach. Und: Unter den sieben ungenügenden Produkten sind fünf All-in-One-Pflegemittel (siehe Tabelle).
Zwei Mittel klar an der Spitze
Testsieger McPeroxid von McOptik für Fr. 6.50 pro Deziliter liegt mit der Gesamtnote 5,7 an der Spitze. Nur Aosept Plus desinfiziert ähnlich wirksam, ist aber etwas teurer. Insgesamt «gut» sind die beiden All-in-One-Lösungen von Optifree. Gerade noch eine gute Gesamtnote erreichte das Peroxidsystem Visilens. Es hatte wie fast alle Kontaktlinsenpflegemittel Mühe, Hefepilze abzutöten.
Insgesamt «genügend», aber mit Schwächen beim Abtöten einzelner Bakterien waren die Produkte Biotrue, Easy Sept und Eye See One Step System. Knapp «ungenügend» sind die Peroxid-Produkte von Coop und Migros. Deutlich zu schwach wirken hingegen Solocare Aqua, Aqua Balance, Lensilook Kombilösung, Actilens All in One und McCombi.
Laut Coop-Sprecherin Sabine Vulic passt die im Test verwendete Linse nicht optimal zu den Pflegeprodukten. Auf den Verpackungen heisst es allerdings: «Für weiche Kontaktlinsen.» Gemäss der Firma Soleko, Herstellerin der Migros-Produkte Actilens, hat es noch nie Probleme mit der Desinfektion gegeben.
Das Unternehmen Sauflon sagt zum deutlich ungenügenden McCombi, das Produkt bestehe jeweils alle internen Tests. Fielmann hält fest, dass die Verträglichkeit gleich wichtig sei wie die Desinfektionsleistung. Eine gute Wirkung gegenüber Keimen habe eine gesteigerte Unverträglichkeit zur Folge.
So wurde getestet
Der K-Tipp hat Kontaktlinsenpflegemittel gemäss dem praxisnahen Verfahren der Norm EN ISO 14729 durch das mikrobiologische Institut Confarma in Hombourg (F) testen lassen. Im Test beschmutzten die Experten weiche Monats-Kontaktlinsen des häufig verkauften Typs Air Optix Aqua mit den folgenden Keimen und Pilzen:
- Hefepilz: Candida Albicans ist ein Hefepilz, der Infektionen auslösen kann.
- Schimmelpilze: Sie können Gifte bilden, die für Mensch und Tier gefährlich sind.
- Wasserkeim: Es kann vor allem bei geschwächtem Immunsystem zu eitrigen Entzündungen führen.
- Staphylokokkus: Das Bakterium Aureus ist oft resistent gegen Antibiotika und kann Hautentzündungen auslösen.
- Darmbakterium: Das Enterobakterium marcescens kann bei immungeschwächten Personen Entzündungen auslösen.
Der Testflüssigkeit wurden zudem Bluteiweisse beigegeben, die im Augenwasser stets vorhanden sind und den Desinfektionsprozess beeinflussen.