Wenn Indigo zu Himmelblau verblasst
Die meisten der 16 geprüften Blue Jeans sind robust, färben aber leicht ab. Dies gilt auch für den Marktführer Levi's
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K-Tipp 01/2006
11.01.2006
Rolf Muntwyler - rolf.muntwyler@ktipp.ch
Für Cowboys im Wilden Westen musste die Jeans vor 150 Jahren möglichst eng anliegen, um wund geriebene Haut beim Reiten zu vermeiden - und natürlich möglichst lange halten.
Ob sich auch Grossstadt-Cowboys auf die Langlebigkeit verlassen können, wollten K-Tipp und Kassensturz herausfinden. Das Textilprüfinstitut Testex in Zürich testete je acht Männer- und Frauen-Jeans. Die Preise liegen zwischen 19 und 249 Franken.
Neben den drei traditionellen Marken Levi's...
Für Cowboys im Wilden Westen musste die Jeans vor 150 Jahren möglichst eng anliegen, um wund geriebene Haut beim Reiten zu vermeiden - und natürlich möglichst lange halten.
Ob sich auch Grossstadt-Cowboys auf die Langlebigkeit verlassen können, wollten K-Tipp und Kassensturz herausfinden. Das Textilprüfinstitut Testex in Zürich testete je acht Männer- und Frauen-Jeans. Die Preise liegen zwischen 19 und 249 Franken.
Neben den drei traditionellen Marken Levi's, Lee Cooper und Wrangler sind weitere Klassiker, aber auch Eigenmarken wie Biaggini (Charles Vögele), H&M und M-Budget vertreten.
Geprüft wurden im Labor die Scheuerfestigkeit, das Einlaufen beim Waschen, wie schnell die Blauen ausbleichen und ob sie beim Waschen und Tragen auf andere Kleidungsstücke abfärben.
Die fehlende Farbechtheit des traditionellen Jeans-Farbstoffs Indigo - von der tropischen Pflanze Indigoferra - ist eine bekannte Schwäche. Heute werden die Farben in der Regel zwar künstlich hergestellt, trotzdem färben sie leicht ab. Im Test ist denn auch das Abfärben ein Schwachpunkt der meisten Modelle.
In diesen Kriterien mit Abstand am schlechtesten war die H&M-Jeans. Schon wenig Reibung reicht aus, um deutliche Spuren zu hinterlassen. Helle Stellen über den Knien und an Hosentaschen sind programmiert.
Oft führt das Tragen dieser Hose auch zu einem Blaustich auf heller Unterwäsche und hellen Leibchen. Dies passiert jedoch bei vielen weiteren Jeans genauso (siehe Tabelle).
Scheuerfestigkeit: 7 der 16 «sehr gut»
Auch beim Waschen färben Jeans leicht ab, wenn auch weniger stark als durch Reibung. Teddy's Niesy verpasste in diesem Prüfpunkt als einzige Jeans ein «genügend», HIS erreichte es knapp. Gerade bei diesen Modellen ist also beim Waschen zusammen mit hellen Kleidungsstücken Vorsicht geboten.
Überraschend gut sieht es mit dem Farbton der Jeans selber aus: Achtmal Waschen veränderte die Farbe nicht gravierend. Und ihrem Ruf als robuste Beinbekleidung wurden zumindest ein Teil der Jeans gerecht: 7 der 16 sind punkto Scheuerfestigkeit «sehr gut». Die besten Stoffe waren erst nach über 50 000-mal Scheuern kaputt.
Günstig-Jeans waren am schnellsten kaputt
Einzelne Jeans waren aber auch in diesem Punkt nicht überzeugend: Ausgerechnet das wahrscheinlich bekannteste Modell aus dem Hause des Jeans-Erfinders Levi Strauss, die Levi's 501, war einiges früher zerrissen und handelte sich deshalb ein «mangelhaft» ein. Noch schneller futsch waren nur die Jeans H&M Original und M-Budget. Immerhin sind diese beiden Modelle die günstigsten im Test.
Eine letzte Prüfung des Labors galt dem Einlaufen beim Waschen. Die Messungen zeigten, dass viele Jeans quer - also am Bund - bis zu 3 Prozent einlaufen. Die Differenz dürfte beim Tragen aber schnell wieder kompensiert werden. Anders sieht es bei der Länge aus. Wer im Laden eine Hose anprobiert und sie als lang genug einstuft, sollte eine paar Zentimeter Reserve einplanen: Die Jeans von H&M sowie die beiden Levi's-Modelle waren nach dem Waschen 3 Prozent kürzer - das sind bei Jeans mit 32 Zoll Schrittlänge zirka 3 Zentimeter.
Fazit: Kein Testprodukt konnte in allen Punkten überzeugen. So wurden die meisten Jeans als «gut» oder «genügend» eingestuft. Bei den Frauen-Jeans schneidet M-Budget - die einzige Hose mit Öko-Label - am schlechtesten ab. Migros-Sprecher Urs-Peter Naef räumt zwar ein, dass die Scheuerfestigkeit «nicht optimal» sei, verweist aber auf den günstigen Kaufpreis.
Der grosse Versager: H&M Original
Bloss die Männer-Jeans H&M Original versagt in so vielen Punkten, dass sie als «mangelhaft» einzustufen ist. H&M nahm nur zur Farbänderung Stellung: Bei der getesteten Hose werde eine spezielle, stark ausfärbende Indigo-Farbe verwendet, um einen besonders weichen Stoff zu erzielen.
Die Resultate einiger Jeans sind auf Modelle fürs andere Geschlecht übertragbar. Das gilt insbesondere für:
- H&M-Modell für Frauen mit gleichem Stoff, gleicher Bezeichnung und gleichem Preis.
- M-Budget-Jeans sind für Männer und Frauen abgesehen vom Schnitt identisch.
- Biaggini-Jeans für Frauen: Artikel 2.354.1840, blau 85, für Fr. 39.90.
Keine bedenklichen Substanzen
Die deutsche Zeitschrift «Öko-Test» hat Jeans letztmals Ende 2004 auf gesundheitlich bedenkliche Substanzen untersucht. Resultat: Die 21 untersuchten Blue-Jeans-Modelle enhielten weder halogenorganische Verbindungen noch Nickel noch Anilin (siehe Öko-Test-Ratgeber «Kosmetik und Wellness», kostenpflichtiger Bezug unter www.oekotest. de). Deshalb verzichtet der K-Tipp im aktuellen Test auf die Untersuchung bedenklicher Inhaltsstoffe.
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