Werkzeuge zum Wegschmeissen
Verbogene Schraubenzieher, auseinander gefallene Rätschen, ein lebensgefährlicher Hammer aus Gusseisen: Derlei Schrott fand das Labor in billigen Werkzeug-Sets.
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K-Tipp 15/2005
21.09.2005
Rolf Muntwyler - rolf.muntwyler@ktipp.ch
Ein Qualitäts-Hammer kostet im Fachhandel ohne Weiteres 15 Franken. Carrefour bietet für den gleichen Preis einen Koffer mit 100 Werkzeugteilen an - enthalten ist natürlich auch ein Hammer. Ein Schnäppchen? Schön wärs: Das Set ist seinen Preis nicht wert.
«Die Werkzeuge sind zwar glatt poliert und hübsch anzusehen», sagt Materialprüfer Hasim Merdzani vom Labor Sulzer Innotec. Doch zum Gebrauch empfehlen kann er die supergünstigen Koffer-Sets kaum. «Manche Werkzeuge kö...
Ein Qualitäts-Hammer kostet im Fachhandel ohne Weiteres 15 Franken. Carrefour bietet für den gleichen Preis einen Koffer mit 100 Werkzeugteilen an - enthalten ist natürlich auch ein Hammer. Ein Schnäppchen? Schön wärs: Das Set ist seinen Preis nicht wert.
«Die Werkzeuge sind zwar glatt poliert und hübsch anzusehen», sagt Materialprüfer Hasim Merdzani vom Labor Sulzer Innotec. Doch zum Gebrauch empfehlen kann er die supergünstigen Koffer-Sets kaum. «Manche Werkzeuge können gefährlich werden.» Der Fachmann weiss, wovon er spricht: Ihm und seinen Mitarbeitern sind beim Testen die Teile des zerbrochenen Carrefour-Hammers nur so um die Ohren geflogen.
Billigsets zwischen 15 und 99 Franken
Merdzani hat als Prüfleiter im Auftrag von Kassensturz und K-Tipp sieben Werkzeugsets aus Baumärkten und Versandhandel zum Preis von 15 bis 99 Franken getestet. Die Sets enthielten 54 bis 141 Teile.
Das Labor unterzog fünf Teile, die in fast allen Sets enthalten waren, verschiedenen Labor- und Praxistests. Kriterien waren Robustheit, Handhabung und auch Sicherheit.
- Hammer: Ist der Hammer aus Qualitätsstahl gefertigt, nicht aus minderwertigem Gusseisen? Hat der Stahl die richtige Härte? Wie viel Zug hält das Werkzeug aus, bis sich der Hammer vom Stiel löst?
- Kombizange: Sind die Schneiden der Zange ausreichend scharf? Hinterlässt das Schneiden von Draht keine Spuren auf der Zange?
- Rätsche: Ist das Material hart genug? Ist das Gerät handlich? Übersteht es einen Fall aus einem Meter Höhe?
- Kreuzschraubenzieher: Liegt der Griff gut in der Hand? Sind Griff und Spitze robust und übersteht der Schraubenzieher einen Fall vom Tisch?
- Inbusschlüssel: Sind alle Kanten gleich lang? Ist die Griffseite des Schlüssels lang genug?
Zum Vergleich testete das Labor zwei Referenzsets, die bei SFS Unimarket in Heerbrugg (nur für Handwerker) erhältlich sind: die «Premiumqualität» Garant (fünf Teile für rund Fr. 110.-) sowie die günstigere Industriequalität Holex (Fr. 64.-). Beide Referenzsets schnitten im Test «sehr gut» ab.
Von den günstigen Werkzeug-Sets war nur das aus der Migros «gut». Hammer, Rätsche und Kreuzschraubenzieher waren tadellos. Beim Schneiden von hartem Stahl blieben jedoch auf der Kombizange Eindrücke auf der Zangenschneide zurück.
Carrefour-Set: Für alle Teile «ungenügend»
Von drei «genügenden» Sets war das Obi-Set das beste. Doch lockerte sich der Hammer nach zehn Schlägen vom Stiel. Und auch hier nahm die Zange bei hartem Stahl Schaden. Beim Inbusschlüssel kritisierte das Labor, der Griff sei zu kurz, um Schrauben satt anzuziehen.
Bloss knapp «genügend» sind die Werkzeugkoffer von Conrad und «Tool Kits» aus dem Jumbo: Bei beiden sass der Stiel nach zehn Schlägen locker, Eindrücke waren auf der Zange sichtbar, und die Rätsche ging beim Falltest kaputt. Während beim Conrad-Set die Inbusschlüssel ganz fehlten, fielen jene vom Jumbo-Koffer durch, weil sie zu kurz und unregelmässig gefertigt waren.
Überhaupt waren Inbusschlüssel und Rätschen meist schlecht. Zu seinem «ungenügenden» Set schreibt Coop: «In unserem eigenen Falltest ist keine einzige Rätsche auseinander gefallen.»
Wie eingangs erwähnt, war der Werkzeugsatz aus dem Carrefour unter jedem akzeptablen Standard: Dieses Produkt handelte sich gleich für alle Teile ungenügende Bewertungen ein.
So erkennen Sie qualitativ gute Werkzeuge
- Hammer: Ein Qualitätsmodell hat einen Stiel aus zähem Holz (etwa Esche, siehe Deklaration) und eine Metallhülse als Verbindungsstück von Stiel und Hammer. Ein Keil als Abschluss sollte den Hammer sichern. Ein 300-g-Hammer kostet im Fachgeschäft 15 bis 20 Franken.
- Kombizange: Sie muss leichtgängig sein, der Zangenkopf sollte aus Chrom bestehen. Mit normalem, dünnem Nagel testen, ob das Schneiden keine Eindrücke hinterlässt. Preis: 12 bis 25 Franken.
- Rätsche: Mit Billigprodukten kann man nicht richtig anziehen - man muss einen Schlüssel zu Hilfe nehmen, sonst bekommt die Nuss Risse oder bricht. Auch nutzen sich die Ecken der Nüsse ab. Gute Rätschen haben eine Auswurfautomatik, ein Satz kostet 50 bis 100 Franken.
- Kreuzschraubenzieher: Eine schwarze Spitze ist ein Zeichen für gehärteten Stahl. Richtigen Schraubenziehertyp wählen: Normal für Blechschrauben, Pozzi für Holzschrauben. Die neuste Generation Schraubenzieher mit weichem Griff erleichtert das Drehen.
- Inbusschlüssel: Bei zu weichem Stahl werden die Ecken abgedreht. Schlüssel mit langer Griffseite erleichtern die Handhabung und gewährleisten besseren Zugang zu tief liegenden Schrauben. Preis für mittleren Satz (8 Stück, 1,5 bis 8 mm): 4 bis 20 Franken.