Wohlig warm auf die Skipiste
Sportunterwäsche für den Winter soll die Haut trockenhalten und wärmen. Das schaffen aber nicht alle geprüften Produkte.
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K-Tipp 1/2004
14.01.2004
Rolf Muntwyler - rom@ktipp.ch
Schwitzen, abkühlen, frieren, wieder schwitzen und so weiter: Dieses Wechselspiel der Temperaturen gilt es zu durchbrechen, vor allem beim Skifahren und Snowboarden. Da die Aussentemperaturen gegeben sind, ist die Kleidung für ein optimal reguliertes Körperklima ausschlaggebend.
Dabei spielt das Unterhemd als zweite Haut eine entscheidende Rolle. Es soll bei kalten Temperaturen wärmend wirken, in erster Linie aber Schweiss schnell von der Haut nach aussen transportieren. Bleib...
Schwitzen, abkühlen, frieren, wieder schwitzen und so weiter: Dieses Wechselspiel der Temperaturen gilt es zu durchbrechen, vor allem beim Skifahren und Snowboarden. Da die Aussentemperaturen gegeben sind, ist die Kleidung für ein optimal reguliertes Körperklima ausschlaggebend.
Dabei spielt das Unterhemd als zweite Haut eine entscheidende Rolle. Es soll bei kalten Temperaturen wärmend wirken, in erster Linie aber Schweiss schnell von der Haut nach aussen transportieren. Bleibt die Haut bei der Abfahrt trocken, fällt auch das Zähneklappern am Skilift weg.
Baumwolle saugt wie ein Schwamm
Ein Baumwoll-Unterhemd kann für den Feuchtigkeitstransport nicht viel tun: «Baumwolle wirkt wie ein Schwamm», erklärt Bekleidungsexperte Markus Weder von der Empa St. Gallen. «Sie nimmt die Feuchtigkeit auf, behält sie aber, statt sie an äussere Kleidungsschichten weiterzugeben.» Das führt zu nassen, klebenden Unterleibchen.
Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass Kleider aus Kunstfasern hier ihre Stärken ausspielen können. Mit einer ausgeklügelten Zusammensetzung der Fasern und der chemischen Beschichtung haben Hersteller Hightech-Kleidung entwickelt, die eine optimale Körpertemperatur und einen verbesserten Schweisstransport garantieren sollen. Die Textilien können das Schwitzen zwar nicht verhindern, machen es aber angenehmer.
Schwitztorso imitiert das Körperklima
Der K-Tipp hat zehn Funktionsleibchen für den Winter eingekauft und sie bei der Empa auf ihre Wirkung auf das Körperklima testen lassen. Welche sind im Winter geeignet? Können sie die Erwartungen an Wärmerückhalt und Feuchtigkeitstransport erfüllen?
Die Empa hat für solche Tests einen speziellen Torso, also einen Körperrumpf, entwickelt. «Der Schwitztorso imitiert die Schweissabgabe in Form von Dampf und Wasser», sagt Weder. Mit dem Schwitztorso komme man dem tatsächlichen Klima auf der Haut relativ nahe.
Bei den Prüfpunkten Feuchtigkeitstransport, Isolation und - als zusätzlicher, wenig gewichteter Nebenaspekt - Eignung für den Einsatz im Sommer zeichneten sich die Produkte von Löffler, Colonial und Jockey aus. Auch M-Thermic ist beim Feuchtigkeitstransport stark, isoliert aber deutlich schlechter - für sportliche Downhill-Fahrer, die nicht leicht frieren, eignet sich dieses Leibchen also ebenfalls.
Big Bear und Odlo hingegen schneiden beim Feuchtigkeitstransport nur mässig ab. Waren das Colonial- und das M-Thermic-Leibchen am Ende des Tests trocken, konnten Big Bear, Odlo und auch Helly Hansen nicht einmal alles Schwitzwasser aufnehmen - ein Teil tropfte zu Boden.
Andrea Niess, zuständige Produktmanagerin bei Odlo, betont, dass für schweisstreibende Aktivitäten ein Leibchen der «Light»-Linie dem getesteten Modell der «Warm»-Linie vorzuziehen sei. Allerdings lassen weder Packungsaufschrift noch Beratung im Laden den Skifahrer zum Schluss kommen, Odlo «warm» könnte den Ansprüchen an sportliches Fahren nicht genügen: Formulierungen wie «hochfunktionelle Sportwäsche» und «guter Feuchtigkeitstransport hält die Haut trocken» versprechen gute Eigenschaften auch bei intensivem Sport.
Helly-Hansen-Produkt: Ungeeignetes Material
Simone Bolsinger von Helly Hansen schreibt, dass Lifa prowool für den Winter besser geeignet sei als das getestete Lifa Sport. Als Ganzjahreswäsche könne Lifa Sport «nie einen guten Wert für Sommer und Winter erreichen». Diese Aussage bestätigt der Test in zweifacher Hinsicht: Das Helly-Hansen-Produkt fällt nicht nur beim Eignungstest für den Winter, sondern gleich auch für den Sommer durch. Das Problem ist das Material: Als einziges Textil ist es ausschliesslich aus Polypropylen gefertigt - ein Gewebe, das Feuchtigkeit schlecht aufnimmt.
Dennoch will der Werbetext auf der Verpackung den Käufer glauben machen, es handle sich um ein ideales Wintersportprodukt: Helly Hansen verspricht «einen hohen Feuchtigkeitstransport» und mit Logos die Eignung für intensive sportliche Aktivitäten beim Snowboarden und Skifahren abseits der markierten Pisten - ein Etikettenschwindel.
Beim Langlaufen darf die Haut feucht sein
Im Gegensatz zu Skifahren und Snowboarden ist beim Langlaufen ein Leibchen idealer, das nicht alle Feuchtigkeit abtransportiert. Denn der Körper schwitzt eigentlich, damit er sich abkühlen kann. Solange der Körper über längere Zeit durch regelmässige Anstrengung die gleich hohe Temperatur hat, darf die Haut deshalb auch immer feucht bleiben. Der Test hat gezeigt, dass sich fürs Langlaufen alle geprüften Leibchen ausser jenen von Helly Hansen, Odlo und Big Bear eignen.
Neben den «klimatischen» Kriterien hat der K-Tipp im Institut Testex auch die Qualität der Textilien überprüfen lassen: Fusselt der Stoff? Bleibt die Farbe trotz Schwitzen und Waschen erhalten? Färben die Leibchen ab? Laufen sie ein?
Hier zeigte sich eine grosse Schwäche der Kunstfasern: Viele Produkte - im Test alle ausser Helly Hansen - neigen zu Fusseln. Bei der Farbechtheit beim Kontakt mit Schweiss fiel M-Thermic ab. Gar miserable Noten bekam M-Thermic bei der Massänderung, zusammen mit dem Migros-Zwillingsbruder Trevolution: Beide liefen in der Länge über 10 Prozent ein. Diese Leibchen müssen also zu lang gekauft werden, damit sie auch nach dem Waschen noch passen.
Nie mit Weichspüler waschen
Und auch auf Folgendes sollten Sie beim Kauf achten:
- Die Thermowäsche sollte am Körper anliegen. Fehlt der Körperkontakt, kann das Kleidungsstück die Feuchtigkeit nicht richtig transportieren.
- Herren- und Damenmodelle unterscheiden sich nur im Schnitt.
- Das Leibchen vor dem ersten Gebrauch waschen.
- Es gibt Funktionswäsche, die mit hohen Temperaturen waschbar ist. Eine Alternative dazu ist antibakteriell wirkende Thermowäsche (im Test jene von Odlo und Jockey). Dieser Punkt wurde nicht getestet.
- Verwenden Sie keinen Weichspüler: Er kann die Wirkung der Kunstfasern reduzieren.
- Thermowäsche ist chemisch behandelt. Ihre speziellen Eigenschaften können sich im Laufe der Zeit herauswaschen.
Zwiebellook - aber richtig!
Spezielle Unterwäsche allein schafft noch kein perfektes Körperklima. Auch die weiteren Schichten müssen stimmen. Für ein optimales Körperklima trägt man zum Skifahren und Snowboarden über dem Unterhemd einen wärmenden Woll- oder Fleece-Pullover (Faserpelz) und als äusserste Schicht eine wasser- und windabweisende Jacke.