Zu billige Pfannen verderben den Brei
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K-Tipp 13/2002
21.08.2002
Angebrannte Speisen, schlechte Materialien und einen hohen Stromverbrauch kennzeichnen Billigpfannen. Der K-Tipp-Test zeigt, welche Stielkasserollen etwas taugen.
Thomas Vogel redaktion@ktipp.ch
Was dem Geigenvirtuosen seine Violine, sind dem Meisterkoch seine Pfannen. Und wie bei den Geigen zählt auch bei den Pfannen nicht allein der Schein. Nicht jedes glänzende Instrument ist eine Stradivari. Und nicht jede glänzende Pfanne ist eine gute Pfanne.
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Angebrannte Speisen, schlechte Materialien und einen hohen Stromverbrauch kennzeichnen Billigpfannen. Der K-Tipp-Test zeigt, welche Stielkasserollen etwas taugen.
Thomas Vogel redaktion@ktipp.ch
Was dem Geigenvirtuosen seine Violine, sind dem Meisterkoch seine Pfannen. Und wie bei den Geigen zählt auch bei den Pfannen nicht allein der Schein. Nicht jedes glänzende Instrument ist eine Stradivari. Und nicht jede glänzende Pfanne ist eine gute Pfanne.
Aber welche Stielkasserolle ist ihr Geld wert? Der K-Tipp hat 15 der beliebtesten Pfannen mit einem Durchmesser von 18 cm bei Grossverteilern eingekauft und sie vom ipi-Institut für Produktforschung und Information untersuchen lassen.
Prüfkriterien waren:
- Wie stark brennt Vanillepudding an? (Praxistauglichkeit)
- Brennt der Pudding gleichmässig an? (Praxistauglichkeit)
- Ist der eingebrannte Pudding einfach aus der Pfanne zu entfernen? (Praxistauglichkeit)
- Wird Linseneintopf gleichmässig erhitzt? (Praxistauglichkeit)
- Wie lange hält die Pfanne Speisen warm? (Isolierverhalten)
- Sind die Griffe stabil? (Stabilität/Haltbarkeit)
- Übersteht die Pfanne einen Sturz von der Küchenkombination? (Stabilität/ Haltbarkeit)
- Ist sie backofenfest? (Stabilität/Haltbarkeit)
- Sind die Plastikteile feuer- und hitzebeständig? (Stabilität/Haltbarkeit)
- Ist der Boden nach mehreren Temperaturschocks noch eben? (Stabilität/Haltbarkeit)
- Ist die Pfanne rostfest? (Stabilität/Haltbarkeit)
- Wie viel Strom ist nötig, um einen Liter Wasser zum Kochen zu bringen? (Energieeffizienz)
- Wie viel Strom verbraucht die Pfanne, um einen Liter Wasser eine Stunde weiterköcheln zu lassen? (Energieeffizienz)
Nach diesen Tests zeigte sich klar: Qualität hat ihren Preis. Die Kuhn-Rikon-Pfanne Durotherm - mit einem Globus-Preis von 219 Franken das teuerste Testprodukt - siegte klar und verpasste nur ganz knapp die Testnote «sehr gut». Nur im Teilkriterium Praxistauglichkeit musste sie sich von zwei Konkurrentinnen auf die Plätze verweisen lassen.
Ein ewiges Ärgernis sind angebrannte Pfannen. Vor allem Puddings stellen Ansprüche an die Qualität des Pfannenbodens. Das Labor testete die Prüflinge mit Vanillepudding.
Die folgenden sechs Produkte lassen den Pudding nicht oder nur sehr wenig anbrennen:
- Kuhn Rikon Durotherm
- Coop Inox Prestige
- Spring Domo
- Elo Galactica
- Sitram Stielkasserolle
- M&K Kasserollen-Set
Ist das Malheur aber doch passiert und klebt der Pudding am Pfannenboden, sollte die Pfanne wenigstens einfach zu reinigen sein. Alle Prüflinge, bei denen Speisen nur schwach anbrennen, erfüllen diese Erwartung. Spitze in diesem Punkt sind die beiden Prüflinge mit einer Antihaftbeschichtung:
- Ikea Kurage
- Sitram Quartz
Ein Problem bei einigen Pfannen ist die schlechte Isolierung. Kaum steht die Pfanne auf dem Tisch, ist der Inhalt auch schon kalt.
In dieser Beziehung setzt die Durotherm von Kuhn Rikon Massstäbe. Ihre Besonderheit ist eine doppelwandige Konstruktion, die das Abkühlen verlangsamt.
Konkret bedeutet das: Ein Liter aufgekochtes Wasser hat nach 30 Minuten noch eine Temperatur von 80 Grad und nach einer Stunde zeigt das Thermometer immer noch 70 Grad an. Beim diesbezüglich schlechtesten Produkt (Sitram Quartz mit dem Deckel Blue Satin) misst das Wasser nach 30 Minuten noch 69 Grad und nach einer Stunde nur noch 55 Grad.
Die Ikea 365+ ist die beste Pfanne ohne Doppelwandkonstruktion. In ihr misst das Wasser nach einer halben Stunde immerhin noch 75 Grad und nach einer Stunde 63 Grad. Das reicht beim Teilkriterium «Isolierverhalten» für ein «gut».
Vor allem von einer teuren Pfanne erwarten Köchinnen und Köche, dass sie auch stabil ist. Im Prüfpunkt Stabilität/Haltbarkeit gab sich denn auch keines der Hochpreisprodukte eine Blösse. Es zeigte sich, dass auch Pfannen in der Preisklasse um 50 Franken (inklusive Deckel) sehr gute Haltbarkeit und Stabilität aufweisen. Bei Billigprodukten ist die Lebensdauer hingegen üblicherweise kürzer.
So ist zum Beispiel die Mivit Maxi als Einzige der geprüften Pfannen stark rostanfällig. Bereits nach kurzer Zeit zeigte sich erster Rostfrass am Griffansatz. Bei der Elo Galactica begann der äussere Boden Rost anzusetzen. Keine Spuren von Rost zeigten sich hingegen auf den Spitzenprodukten Kuhn Rikon Durotherm und Spring Domo.
Bei der Ikea 365+ brach der Stiel bereits bei schwacher Belastung entlang der Schweissnaht und bei der Sitram Quartz löste sich innen die Beschichtung. Bei mehrfacher, starker Belastung verabschiedete sich auch der Griff von der Pfanne aus dem M & K-Kasserollen-Set.
Ein häufiges Übel sind gebogene Böden. Die Pfanne steht dann nicht mehr plan auf dem Herd - und die Wärme kann sich nicht gleichmässig auf die Pfanne übertragen. Im Extremfall tanzen die Pfannen gar auf dem Herd. Solche gewölbte Böden entstehen durch Schockeinwirkung. Deshalb sollte man eine heisse Pfanne nie mit kaltem Wasser abschrecken. Nur zwei Produkte überstanden fünfmaliges Abschrecken mit kaltem Wasser tadellos:
- Sigg Savoy
- Sitram Stielkasserolle
Die beiden Ikea-Produkte verzogen sich zwar nur minim, hatten aber bereits vor dem Test eine zu starke Wölbung nach innen. Das verstösst gegen die Norm - eine Norm wohlverstanden, die sich die Industrie selber auferlegt hat. Die Wärme wird bei einem dermassen gewölbten Pfannenboden nur schlecht an die Speisen weitergegeben und Energie verpufft unnötig.
Das bestätigte sich in der Disziplin «Wasserkochen». Während im Klassenprimus Spring Domo das Wasser nach 6 Minuten und 39 Sekunden kocht, dauert derselbe Vorgang in der Ikea Kurage 9 Minuten 57 Sekunden. Das schlägt sich im Stromverbrauch nieder. Die Ikea-Pfanne benötigt 43 Prozent mehr Energie, um Wasser aufzukochen.
Noch grösser sind die Unterschiede, wenn das Wasser eine Stunde weitergekocht wird, um zum Beispiel Gemüse zu garen. In diesem Testpunkt konnte Kuhn Rikons Durotherm ihre Stärke ausspielen.
Das schlechteste Produkt - die Ikea Kurage - benötigte rund 50 Prozent mehr Strom, um das Wasser aufzukochen und es eine Stunde lang am Köcheln zu halten.
Der Durotherm-Benützer spart rund 120 Wattstunden Strom. Das scheint auf den ersten Blick wenig zu sein. Hochgerechnet aufs Jahr ergibt sich jedoch ein anderes Bild: Würden alle Schweizer Haushalte mit einer Durotherm kochen, könnte man mehr als den jährlichen Stromverbrauch der Stadt Herisau einsparen.
Eine weit verbreitete Unsitte ist das Kochen ohne Pfannendeckel. Im durchgeführten ipi-Vergleich erhöhte sich der Stromverbrauch einer Pfanne um das Fünffache. Statt 85 flossen 430 Wattstunden durch die Pfanne und erwärmten die Luft.
So sparen Sie Strom
Wer folgende Regeln beachtet, kann den Stromverbrauch beim Kochen massiv senken.
- Wählen Sie die Pfannengrösse entsprechend der Kochgutmenge. Eine Pfanne ist dann optimal gefüllt, wenn sie zu zwei Dritteln voll ist.
- Kochen Sie nur mit gut schliessenden Deckeln.
- Verwenden Sie für Speisen mit langen Kochzeiten einen Dampfkochtopf.
- Kochen Sie mit so wenig Wasser wie möglich.
- Stellen Sie die Pfanne in die Mitte des Kochfeldes und wählen Sie jenes Kochfeld, das in der Grösse der Pfanne entspricht.
- Verwenden Sie so genannte Dampfgareinsätze. Damit können Sie zwei Sorten Gemüse in derselben Pfanne übereinander garen.
- Sobald das Kochgut kocht, können Sie von voller auf halbe Leistung drosseln.
- Bei alten Herdplatten können Sie den Herd rund fünf Minuten vor Ende des Garens ausschalten und mit der verbleibenden Restwärme fertig kochen.