Im Idealfall werden Babys mit Muttermilch ernährt. Doch wenn Stillen nicht möglich ist, müssen Mütter auf industriell hergestellte Säuglingsnahrung zurückgreifen.
Der aktuelle K-Tipp-Test von zehn häufig verkauften Produkten ergab: Ein grosses Problem ist der Fettschadstoff 3-MCPD. Er steht im Verdacht, Organe zu schädigen. Eine akute Gesundheitsgefährdung besteht aber nicht. In der industriellen Herstellung ist es bis heute nicht möglich, diesen Stoff zu eliminieren. Immerhin: Die Menge dieses Schadstoffes lässt sich eingrenzen – das zeigen die unterschiedlichen Gehalte der getesteten Produkte.
Schlecht schneidet die «Anfangsmilch 1» von Hero Baby ab. Sie enthält 14 Mal mehr 3-MCPD, als die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) für tolerierbar erachtet. Die «Classic ab Tag 1» von Bimbosan bringt es noch auf das Fünffache.
Spuren von Chlorat in neun Produkten
Am wenigsten 3-MCPD fand das Labor in «Beba H.A. 1 Optipro». Das Nestlé-Produkt überschritt den Efsa-Wert nur knapp. Es enthielt aber Spuren von Chlorat und Perchlorat. Diese Stoffe können die lebenswichtige Jodaufnahme in der Schilddrüse behindern. Chlorat greift zudem die roten Blutkörperchen an. Der Stoff gerät über die Reinigungsmittel der Produktionsmaschinen ins Lebensmittel. Bis auf die «Bio-Anfangsmilch 1» von Holle enthielten alle Produkte Spuren davon. Holle hat seit Herbst 2016 in der Produktion auf chlorfreie Reinigungsmittel umgestellt. Am meisten Chlorat enthielt «Milumil 1» von Milupa. Als einzige Säuglingsnahrung überschritt sie die von der Efsa festgelegte tolerierbare tägliche Aufnahmemenge.
In drei Produkten entdeckte das Labor Glycidol – und zwar in den beiden Produkten von Bimbosan und in jenem von Hero. Glycidol gilt als genverändernd und krebserregend. Die Efsa legte keinen als sicher geltenden Wert für diesen Inhaltsstoff fest. Deshalb wurden diese Produkte im Test auch bei einem geringen Anteil an Glycidol um 1,5 Noten abgewertet.
Die Hersteller schrieben dem K-Tipp, dass sie zusammen mit den Fett- und Öllieferanten an der Verminderung der Schadstoffe arbeiten. In den letzten zehn Jahren hätten sie diese schon um rund die Hälfte reduzieren können. Auch den Chlorat-Gehalt wollen die Hersteller weiter vermindern. Alnatura erklärt, bei der Herstellung der «Anfangsmilch 1» würden nur chlorfreie Reinigungsmittel verwendet. In seltenen Fällen könne aber die Chlorierung von Trinkwasser zu Spuren von Chlorat im Produkt führen.
So wurde getestet
Ein spezialisiertes Labor untersuchte die Säuglings-Anfangsnahrung auf folgende Punkte:
3-MCPD: Dieser Stoff bildet sich beim Erhitzen von Fetten und Ölen. Ab welchem 3-MCPD-Wert die Gesundheit gefährdet ist, ist umstritten. Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) senkte den TDI (tolerierbare tägliche Einnahme), die Weltgesundheitsorganisation WHO will den TDI hingegen erhöhen. Der K-Tipp orientierte sich bei der Bewertung an den strengeren Efsa-Empfehlungen.
Glycidol: Wie 3-MCPD bildet sich beim Erhitzen von Fetten und Ölen auch Glycidol. Dieser Stoff hat eine krebserregende und genverändernde Wirkung. Die Efsa hat deshalb keinen als sicher geltenden Wert für den Konsum festgelegt.
Perchlorat und Chlorat: Beide Stoffe können die Jodaufnahme in der Schilddrüse hemmen. Vor allem Kinder sind aber auf eine ausreichende Produktion von Hormonen durch die Schilddrüse angewiesen. Weiter kann Chlorat die roten Blutkörperchen schädigen.
Pilzgifte: Aflatoxine sind von Schimmelpilz gebildete Gifte. Sie werden beim Kochen nur geringfügig zerstört. In Tierversuchen zeigten Aflatoxine krebserregende Wirkungen. Erfreulich: Das Labor fand in keiner Säuglingsnahrung Pilzgifte.